Caritas Bonn geht Hinweisen auf Missstände in Kinderheim nach

"Alarmierende Berichte"

Die Caritas Bonn geht Hinweisen auf Missstände in einem ihrer früheren Kinderheime nach. Sie betreffen das ehemalige Kinderheim Schloss Allner in Hennef. Eine Caritas-Sprecherin sagte, Berichte ehemaliger Heimkinder über die Zustände in der Einrichtung in einem Internet-Blog seien "alarmierend".

 (DR)

"Wir haben Hinweise darauf erhalten, dass es Menschen geben könnte, die durch den Aufenthalt in dem damaligen Kinderheim zu Schaden gekommen sind. Das beschämt uns und macht uns sehr betroffen", erklärte Caritas-Direktor Jean-Pierre Schneider am Donnerstag in Bonn. Das Heim war von 1953 bis 1973 in der Trägerschaft des katholischen Sozialwerks.

Schneider bat ehemalige Heimbewohner, deren Angehörige und ehemalige Mitarbeiter, sich zu melden, da die Caritas selbst über nur wenige Informationen aus dieser Zeit verfüge. «Wir möchten Transparenz darüber schaffen, was in jener Zeit vorgefallen sein könnte. Nur so können wir Menschen, die möglicherweise heute noch unter den Folgen ihrer Heimzeit leiden, auch Antworten und Hilfen anbieten», betonte Schneider weiter.

Anonyme Aussagen im Internet
Wie eine Caritas-Sprecherin gegenüber ddp erklärte, hatten ehemalige Heimkinder in einem Internet-Blog über die Zustände in Schloss Allner berichtet. Diese Aussagen seien teilweise «alarmierend» gewesen. Allerdings sei der Blog anonym, so dass man nicht mit den ehemaligen Heimbewohnern Kontakt aufnehmen konnte. Auch seien viele Aussagen sehr schwammig gewesen. Hinweise auf sexuellen Missbrauch in der Einrichtung gebe es bislang nicht, betonte die Sprecherin.

Bei der Caritas existiert nur noch eine Akte zu Schloss Allner, die ausschließlich die Schließung des Heims vor fast 40 Jahren betrifft. Daher wurden zwei externe Experten beauftragt, in den Archiven von Jugendämtern und anderen Einrichtungen nach eventuell noch vorhandenen Unterlagen zu suchen. Mit Ergebnissen werde frühestens im Sommer gerechnet, hieß es weiter.

Abtei Kornelimünster prüft Vorwürfe über Misshandlungen
Im ehemaligen Internat St. Benedikt der Benediktinerabtei Kornelimünster in Aachen soll es in den 1950er und 1960 Jahren Fälle von körperlicher Misshandlung gegeben haben. Zwei frühere Schüler hätten sich gemeldet und von tätlichen Übergriffen durch einen Pater und einen Lehrer berichtet, teilte die Abtei am Donnerstag in Aachen mit. Es handele sich nicht um sexuellen Missbrauch. Wohl aber habe es in den 1960er Jahren den Verdacht auf einen "sexuellen Übergriff" vonseiten eines Paters gegeben. Darüber aber lasse sich klosterintern nichts mehr feststellen. Sowohl der Beschuldigte als auch die damaligen Verantwortungsträger in Kloster und Internat seien verstorben.

"Wir nehmen die Aussagen der Opfer ernst und suchen mit ihnen das Gespräch", teilte die Klosterleitung mit. Sie bedauerten die Vorfälle und entschuldigten sich bei den Schülern für das zugefügte Leid. Mögliche weitere Opfer und Zeugen anderer Fälle seien aufgefordert, sich zu melden. Ein Missbrauchsbeauftragter sei eingesetzt. Die 1906 gegründete Benediktinerabtei Kornelimünster war von 1948 an Trägerin der Heimrealschule St. Benedikt. Sie wurde 1988 geschlossen.