Im Zuge des Missbrauchsskandals wird der Zölibat wieder diskutiert

Die Suche nach den Ursachen

Man müsse "nachdenken", sagt Hamburgs Weihbischof Hans-Jochen Jaschke. Für eine teilweise "Aufhebung" plädiert nun ZdK-Präsident Alois Glück. In Folge des Missbrauchsskandals ist der Zölibat wieder in die Diskussion geraten. Doch aus Rom kommen deutliche Worte. Und auch Kölns Generalvikar betont die Bedeutung dieser priesterlichen Pflicht.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

Der Generalvikar des Erzbischofs von Köln, Dr. Dominik Schwaderlapp, hatte sich im Dezember 2009 im exklusiven domradio.de-Interview ohne Wenn und Aber hinter den Zölibat gestellt. Eine Lockerung dieser Verpflichtung, die in der römisch-katholischen Kirche eine freiwillig gewählte, aber notwendige Vorbedingung für die Weihe von Priestern ist, würde nach Ansicht von Prälat Schwaderlapp völlig in die Irre führen.

Schwaderlapp: "Der Zölibat hat sich vom Beginn an immer stärker auf das Priestertum hin entwickelt und dieser Fortschritt in der Erkenntnis, ist natürlich über Jahrhunderte hinweg gewachsen. Aber immer in eine Richtung, eine immer engere Richtung."

ZdK-Präsident Glück für Aufhebung
Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, hat sich am Samstag (13.03.2010) für eine Aufhebung des Pflichtzölibats für Priester ausgesprochen. Die Kirche brauche neue Strukturen, sagte Glück der "Süddeutschen Zeitung" mit Blick auf die Missbrauchsfälle. Es müsse auch darüber nachgedacht werden, ob es "kirchenspezifische Bedingungen" gibt, die den Missbrauch begünstigten. Glück rief die Verantwortlichen in der Kirche auf, sich mit dem "ganzen Thema Sexualität" auseinanderzusetzen. Die Lockerung des Pflichtzölibats sei "ein Weg", sagte Glück. Allerdings sei damit das Problem alleine nicht gelöst. Im Interview mit dem Deutschlandfunk am selben Tag betonte er erneut, dass die Frage des Pflichtzölibats unabhängig vom Thema Missbrauch gesehen werden müsse.

Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sprach sich am Freitag dafür aus, über den Zölibat neue Zugangswege zum Priestertum nachzudenken. Zwar sei der Zölibat nicht Ursache von Missbrauch, sagte er im Deutschlandfunk. Die zölibatäre Lebensform könne aber Menschen anziehen, die "eine krankhafte Sexualität haben". Zugleich betonte er, dass die Ehelosigkeit ein wichtiges Zeichen für die Freiheit und Hingabe des Priesters bleibe.

Papst bekräftigt Gültigkeit
Am selben Tag bekräftigte Papst Benedikt XVI. die Ehelosigkeit als wesensmäßigen Bestandteil des Priesterseins. Der "heilige Zölibat" sei eine Gnadengabe und ein prophetischer Hinweis auf das Reich Gottes, sagte der Papst bei einer Begegnung mit Teilnehmern einer Tagung der Kleruskongregation am Freitag im Vatikan. "Unsere Grenzen und Schwächen müssen uns dazu führen, mit tiefem Glauben ein so kostbares Geschenk zu leben und zu hüten, mit dem Christus uns sich gleichgestaltet hat", so Benedikt XVI.

Die Kirche müsse an der Besonderheit des Priesterdienstes festhalten, um nicht der Versuchung nachzugeben, dieses Amt auf gängige kulturelle Kategorien zu reduzieren, sagte der Papst. Eine säkularisierte Gesellschaft nehme das Priesteramt "gerade wegen der grundlegendsten Aspekte seines Dienstes" als etwas Fremdes wahr. Umso mehr verlange das Priesteramt eine stärkere Kontinuität zwischen der Ausbildung im Seminar und der beruflichen Weiterbildung.