Papst Benedikt XVI. gedenkt der Erdenbebenopfer in Chile

"Schlimmste Tragödie der letzten 50 Jahre"

Papst Benedikt XVI. hat der Erdenbebenopfer in Chile gedacht. Er bete für die Toten und sei den notleidenden Überlebenden geistlich verbunden, sagte der Papst nach dem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz in Rom.

 (DR)

Die kirchlichen Hilfsorganisationen und viele andere Einrichtungen und Personen würden den Betroffenen helfen.

In Chile sind bei einem Erdbeben wohl mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen, die Zahl der Verletzten ist noch unbekannt. Insgesamt seien mindestens zwei Millionen Einwohner von dem Beben betroffen, teilte das Nationale Katastrophenamt ONEMI am späten Samstagabend (Ortszeit) mit. Über 1,5 Millionen Häuser und Wohnungen seien zerstört oder beschädigt. «Das ist die schlimmste Tragödie der letzten 50 Jahre,» sagte die sichtlich bewegte Präsidentin Michelle Bachelet in einer Fernsehansprache. Das Beben am frühen Samstagmorgen hatte eine Stärke von 8,8 auf der Richterskala. Es war schwerer als dasjenige in Haiti, das am 12. Januar eine Stärke von 7,0 erreichte.

Präsidentin Bachelet rief für die betroffenen Regionen Araucanía, Bío Bío und Maule den Katastrophenzustand aus. Am schlimmsten traf es die Nachbarstädte Talcahuano und Concepción, rund 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago. In dem Großraum leben rund eine Million Menschen. Das Epizentrum lag rund 90 Kilometer von Concepción entfernt im Meeresgrund des Pazifischen Ozeans in einer Tiefe von etwa 35 Kilometern. Bisher wurden 58 Nachbeben registriert, von denen drei eine Stärke zwischen 5,2 und 6,9 auf der Richterskala erreichten.

Eine Flutwelle brachte zahlreiche Schiffe zum Kentern. Ein Schiff und unzählige Container wurden in die Hafenstadt Talcahuano geschleudert. In der Stadt Concepción vermuten die Behörden noch viele Verschüttete unter den Trümmern eingestürzter Häuser, darunter 60 Menschen in einem 14-stöckigen Hochhaus. Hier wurden bereits 22 Menschen gerettet. Die Stadtbevölkerung verbrachte aus Angst vor weiteren Nachbeben bereits die zweite Nacht im Freien. In der 60 Kilometer entfernten Stadt Chillán konnten rund 250 Gefängnisinsassen entkommen, nachdem die Mauern ihrer Haftanstalt eingestürzt waren.

Auch Argentinien spürt das Beben
Die von der Katastrophe betroffenen Regionen waren stundenlang von der Außenwelt abgeschnitten. Die Strom- und Wasserversorgung ist vielerorts noch immer unterbrochen. Auf zahlreiche Landstraßen ist die Asphaltdecke aufgerissen, mehrer Brücken sind unpassierbar oder eingestürzt. In der Hauptstadt Santiago wurde der Internationale Flughafen geschlossen, nachdem das Flughafengebäude erheblich beschädigt wurde. Internationale Flüge werden nach Buenos Aires oder Mendoza umgeleitet. Mehrere Gebäude in der Hauptstadt stürzten ein, darunter auch der Glockenturm der Kirche Nuestra Señora de la Divina Providencia. Bisher wurden 30 Todesopfer beklagt.

Das Beben war auch in den argentinischen Provinzen Mendoza, San Juan und Catamarca zu spüren. Selbst in der weit entfernten argentinischen Hauptstadt Buneos Aires wankten aufgrund des Bebens einige Hochhäuser, berichten lokale Medien. In der nordwestlichen Provinz Salta bebte die Erde am Samstagnachmittag (Ortzeit) mit einer Stärke von 6,3. Das Epizentrum lag rund 20 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Salta. Ein Kind wurde durch herabfallenden Trümmer getötet. Es kam zu einer Panik. Experten sehen jedoch keinen Zusammenhang mit dem Beben in Chile.

Noch immer unklar ist das Ausmaß der Zahl der Opfer und Schäden auf den zu Chile gehörenden Juan-Fernández-Inseln sowie den Osterinseln. Bisher wurden fünf Tote und elf Vermisste nach einer Flutwelle gemeldet.

Tsunami-Warnung aufgehoben
Eine zunächst ausgegebene Tsunami-Warnung für die ganze südamerikanische Pazifikküste, Hawaii, Australien, Neuseeland und die Philippinen wurde inzwischen wieder aufgehoben. Lediglich für Russland und Japan blieb sie weiterhin bestehen. Die Behörden in Japan haben 12.000 Küstenbewohner aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Hier wurde in den frühen Sonntagmorgenstunden eine drei Meter hohe Flutwelle erwartet. Neuseeland hatte zuvor eine 1,5 Meter hohe Welle erreicht.
Internationale Hilfe rollt an
Aus zahlreichen Ländern sind bereits Hilfsangebote eingegangen. «Gestern sind wir Haiti zu Hilfe geeilt, heute spüren wir die Solidarität,» bedankte sich Präsidentin Michelle Bachelet. Generalsekretär Ban Ki Moon sagte von New York aus die Unterstützung der Vereinten Nationen zu. «Die UN, insbesondere der Nothilfekoordinator, stehen bereit,» so Ban Ki Moon.

Chile war zuletzt am 3. März 1985 von einem ähnlich schweren Beben erschüttert worden, Damals kamen 177 Menschen ums Leben, über 2.500 wurden verletzt.