Vor 200 Jahren wurde der Freiheitskämpfer Andreas Hofer erschossen

Ade mein schnede Welt

In Tirol ist er bis heute ein Nationalheld: Andreas Hofer, der vor mehr als 200 Jahren für die Freiheit seiner Heimat kämpfte. Am 20. Februar 1810 wurde er dafür hingerichtet. Legenden gibt es über den Tag viele. Sicher scheint, dass er sich mit unerschütterlichem Glauben seinem Schicksal fügte.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Gegen elf Uhr ist es, als sich die Zellentür des Gefängnisses in Mantua öffnet. Der zum Tod verurteilte Andreas Hofer zögert nicht. Gottergeben folgt der 42-Jährige den Grenadieren auf einen Grasplatz unterhalb der Porta Maggiore. Auf eine Augenbinde verzichtet der Tiroler Freiheitsheld, auch niederknien will er sich nicht. So steht er aufrecht den Todesschützen gegenüber und hält in seinen Händen das mit einem Blumensträußchen geschmückte Kruzifix. Trommelwirbel setzt ein. Doch der Feldwebel ist nicht im Stande, "Feuer" zu rufen. Da gibt der Todgeweihte selbst das Kommando. Erst die dreizehnte Kugel beendet sein Leben.

Legenden gibt es viele über die vor 200 Jahren, am 20. Februar 1810, erfolgte Hinrichtung des Bayers wider Willen. Die meisten sind sich aber laut dem österreichischen Historiker Meinrad Pizzinini einig, dass der aus Sankt Leonhard im Passeiertal stammende "Sandwirt" den Tod unerschrocken erlitten hat. Das belegt auch sein in den letzten Stunden verfasster Brief an einen Freund.

Hofer ist mit sich im Reinen
Bei Tagesanbruch erfährt Hofer von seiner bevorstehenden Erschießung. Der Delinquent setzt sich nieder und schreibt an Vinzenz von Pühler. Ausgestattet mit einem unerschütterlichen Glauben fügt sich der Christ in sein Schicksal: "Ade mein schnede Welt, so leicht khombt mir das sterben vor, das mir nit die augen nasß werden." Seine Frau und die Bekannten bittet er, eine Messe für ihn lesen zu lassen. Sogar Speise und Trank für die Beteiligten an der Leichenfeier legt er fest und bittet den Freund, der Ehefrau Trost zu spenden: "Von der welt lebet alle wohl, wiß mir in himel zam khomen vnd dortten gott loben an ent."

Der große Kämpfer für die Tiroler, der die französischen und bairischen Truppen am Bergisel einst so triumphal geschlagen hatte, ist mit sich im Reinen. Ein Verrat führt seine Schergen Ende Januar zu seinem Versteck auf einer Hütte im Passeiertal, wo er mit seinem treuen Kameraden Cajetan Sweth festgenommen und zum 5. Februar hin nach Mantua überstellt wird. Hofer dürfte da schon klar sein, dass es für ihn keine Rettung mehr gibt.

Der Vizekönig von Italien und Stiefsohn Napoleons, Eugene Beauharnais, startet einen letzten Vermittlungsversuch. Doch der Kaiser der Franzosen will den Aufrührer tot sehen. Von den zuvor wohlwollenden Habsburgern ist ebenfalls nichts mehr zu erwarten. Wien und Paris haben sich längst friedlich geeinigt und eine Hochzeit arrangiert. Napoleon soll im März desselben Jahres die Tochter von Kaiser Franz I., Erzherzogin Marie Louise, heiraten.

Gerichtsverhandlung wird zur Farce
Die am 19. Februar angesetzte Gerichtsverhandlung gegen Hofer gerät zur Farce. Der Angeklagte bekommt zwar einen Pflichtverteidiger gestellt, der auf Freispruch plädiert. Nach zweieinhalb Stunden setzt sich aber der Staatsanwalt mit seiner Forderung auf Todesstrafe durch.

Hofer wird schuldig gesprochen, weil er als Oberhaupt der nach Unabhängigkeit strebenden Tiroler auch nach dem 25. Oktober 1809 weitergekämpft hat. Bei seiner Verhaftung sind Waffen gefunden worden. Zum Schutz vor den Wölfen, sagt er. Helfen tut es ihm nicht.
In den Stunden vor der Hinrichtung legt der Freiheitsheld die Beichte ab und empfängt die Heilige Kommunion.

Der Pfarrer von San Michele sorgt später dafür, dass der Leichnam Hofers auf dem Friedhof der Pfarrei beerdigt wird. Erst 1823, Mantua war inzwischen habsburgisch geworden, graben fünf Offiziere der Tiroler Kaiserjäger die Gebeine aus und überführen diese über Trient und Bozen nach Innsbruck. Dort hat Andreas Hofer in der Hofkirche seine letzte Ruhe gefunden - unter einem monumentalen Grabmal.