Bischofskonferenz tagt in Freiburg

Unangenehme Themen

Erstmals in der mehr als 160-jährigen Geschichte der Deutschen Bischofskonferenz treffen sich die katholischen Oberhirten in Freiburg. Die Frühjahrsvollversammlung wird so zum Heimspiel für den Vorsitzenden und Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch. Erwartet werden am Montag 65 Bischöfe. Die Themen sind keine leichten.

Autor/in:
Volker Hasenauer
 (DR)

Ein wichtiges Thema der Beratungen drängt sich durch die Entwicklung der vergangenen Wochen auf: Nach dem Bekanntwerden mehrerer Missbrauchsfälle an Jesuitenschulen beraten die Bischöfe der 27 deutschen Diözesen, was zur weiteren Aufarbeitung der Vergehen getan werden muss und welche Konsequenzen sie für die Zukunft ziehen.

Dabei könnte es beispielsweise um die Priesterausbildung und die Überprüfung bestehender Richtlinien im Umgang mit Missbrauchsfällen gehen. Gleichzeitig wollen die Bischöfe deutlich machen, dass es keinen Generalverdacht gegen Priester oder katholische Schulen geben darf.

Eröffnungsgottesdienst live bei domradio.de
Den feierlichen Auftakt der Frühjahrsvollversammlung macht der Eröffnungsgottesdienst am Montagabend im Freiburger Münster, das dank einer neuen computergesteuerten Beleuchtungsanlage besonders festlich erleuchtet sein wird. domradio.de überträgt diesen Gottesdienst im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz ab 18.30 Uhr live in Bild und Ton. domradio ist mit mehreren Redakteuren, Kameramännern und dem Übertragungswagen vor Ort in Freiburg. Berichtet wird an allen Tagen der Versammlung, bis hin zur Abschluss-Pressekonferenz am Donnerstag um 14 Uhr, die ebenfalls live übertragen wird.

Am Dienstag befassen sich die Bischöfe dann unter anderem mit dem deutschen Afghanistan-Einsatz. «Wir können als Kirche der Politik keine Rezepte ausstellen, wie in Afghanistan rasch Frieden einkehrt, aber wir werden uns mit einer Stellungnahme zu dieser wichtigen Frage zu Wort melden», kündigte Zollitsch an. Im Hinterkopf werden die Bischöfe dabei sicherlich die Debatten der vergangenen Wochen um die Afghanistan-Kritik der Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Margot Käßmann, haben.

Weitere «außenpolitische» Themen der Vollversammlung sind Haiti und die Kontakte zur EU: So werden haitianische Caritasverantwortliche über die Lage in dem durch das Erdbeben vom 12. Januar zerstörten Karibikstaat informieren. Beraten wollen die Bischöfe auch, wie sie nach Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages die kirchlichen Kontakte zur Europäischen Union gestalten können.

Bestandsaufnahme fünf Jahre nach dem Weltjugendtag
Kirchliches Kerngeschäft bietet der Tagesordnungspunkt «Missionarische Kirche», bei dem die Oberhirten diskutieren wollen, wie sie stärker auf Nichtgetaufte und aus der Kirche Ausgetretene zugehen können. Eine Bestandsaufnahme soll es fünf Jahre nach dem Kölner Weltjugendtag auch dazu geben, wie mehr junge Menschen als Priester- und Ordensnachwuchs gewonnen werden können.

Tagungsort ist das wenige Schritte vom Münster entfernte Stadthotel Freiburg, das von der katholischen Kolpingbewegung gegründet und bis heute getragen wird. Nach Hamburg 2009 ist es überhaupt erst das zweite Mal, dass die Vollversammlung in einem Hotel und nicht in einem kirchlichen Haus tagt. Security-Bedienstete und Sicherheitsschleusen sollen in Freiburg für einen ungestörten Ablauf sorgen.

Vegetarisches in der Fastenzeit
«Ich hoffe, dass die geistlichen Herren neben ihren Beratungen auch ein wenig Mensch sein dürfen und unsere badische Gastfreundschaft genießen können», sagt Hotelchef Joachim Ollhoff, der in früheren Berufstationen bereits für das Bekochen der britischen Queen und des deutschen Bundespräsidenten verantwortlich war. Zwar fällt die Frühjahrsvollversammlung traditionell in die vorösterliche Fastenzeit, Ollhoff verweist aber auf den Grundsatz, wonach das Annehmen der Gastfreundschaft höher als das Fastengebot zu werten ist. «Wir werden für alle Fälle auch Vegetarisches servieren.»

Zentrales Tagungsthema am Mittwoch werden Fragen zur «alternden Gesellschaft als Herausforderung der Kirche» sein: Wie also mit immer mehr Alten umgehen und wie ihnen seelsorgliche Angebote machen? Experten wie der Heidelberger Gerontologe Andreas Kruse oder der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, wollen aus der Praxis von Forschung und Pflege berichten. «Ich sehe im Umgang mit alten Menschen eine unserer entscheidenden Zukunftsfragen», betonte Erzbischof Zollitsch im Vorfeld.