Richard Rogler und der Rosenmontagszug

It's a long way to the top

Der Rosenmontagszug gilt als der Höhepunkt der Karnevalssession in Köln. Wer hier aktiv dabei sein darf, hat es geschafft. Richard Rogler war schon zweimal dabei. Im domradio-Interview beschreibt der Kölner Kabarettist den langen Weg zu einem der begehrten Wagenplätze und die langen Stunden ohne Toilette während des Umzugs.

 (DR)

domradio: Wer auf dem Rosenmontagszug mitfährt, erlebt eine Art Rauschzustand, heißt es. Können Sie das bestätigen?
Rogler: Beim Rosenmontagszug auf dem Wagen oder in einer Fußgruppe mitzugehen, ist mit keinem Erlebnis vergleichbar, das man sonst im Karneval haben könnte. Vielleicht noch vergleichbar damit, im Karneval die große Liebe kennen zu lernen.

domradio: Um so einen Wagen zu organisieren, brauch es viel Vorarbeit?
Rogler: Wir sind ja keine Chorgesellschaft. Die Chorgesellschaften haben eigene Wagen, die sie in einer Halle unterstellen. Als kleine Gesellschaft muss man einen Wagen mieten. Erstmal muss man überhaupt einen bekommen. Da muss man sich lange vorher schon gut aufgeführt haben, eine alte Gesellschaft sein, gute Verbindungen - ich sage immer - zum ZK, also dem Festkomitee, aber für mich ist es das ZK, das letzte Zentralkomitee, was wir überhaupt in Europa haben, weil ohne die gar nichts geht. Die entscheiden über alles. Also erstmal darüber, ob man überhaupt einen kriegt. Dann sagen die, welchen man kriegt, das können sie nicht aussuchen, das bestimmen alles die. Dann wird auch von denen bestimmt, welches Kostüm wir auf diesem Wagen anzuhaben haben. Dann gibt es tausend Treffen, bis der Wagen genehmigt ist. Dann werden die Kostüme ausgesucht, dann gibt es Treffen der Kostümübergabe und der Anprobe - x Treffen! Dann braucht man ja, weil wir als kleinere Karnevalsgesellschaft gar nicht so viele Leute haben, die so viel Geld hinlegen können, noch Leute für die Fußgruppe, das müssen keine Mitglieder sein, sondern Kölner. Jeder kann sagen, ich bewerbe mich bei euch und darf ich bei euch mitfahren? Dann muss es 500 Euro locker machen. Die Leute sparen oft zwei, drei Jahre, um da einmal mitlaufen zu können. Dann das Wurfmaterial - ein Kapitel für sich: Da gibt es die Entscheidung zwischen dem einfachen und dem wertvollen Wurfmaterial. Da können sie nicht einfach ins Geschäft gehen und selber eine Tafel Schokolade kaufen, sondern das geht auch alles über das Festkomitee.  

domradio: Viel Arbeit, lange Vorbereitung und dann kommt der Tag des Umzugs - und sie müssen schon wieder warten...
Rogler: Wir treffen uns gegen 9 Uhr in einer Kneipe. Dann werden die Leute eingewiesen, wie sie sich aufzuführen haben. Da gibt es bestimmte Regeln. Man darf nicht auf dem Wagen, auch als Fußgruppe, Alkohol trinken. Das geht schon am Abend vorher los, da darf man auch nichts mehr trinken. Ich habe, das darf ich hier ja sagen, keine Probleme mit der Blase. Nur am Abend vorher trinke ich schon nur das Nötigste, damit ich nicht austrockne. Ich trinke auch keine Tasse Kaffee mehr zum Frühstück oder Mineralwasser. Die Profis wissen das alles. Denn schon bevor der Zug startet, steht man drei, vier Stunden auf seinem Wagen - da kommen sie auch schon nicht mehr runter. Sie können nicht mehr zur Toilette gehen. Wenn der Zug dann noch fünf Stunden dauert und man ist vorher schon mindestens vier Stunden dabei, muss man dafür sorgen, dass man neun Stunden nicht zur Toilette gehen muss, weil man kommt von dem Wagen nicht runter. Von den kleinen Wagen. Die Chorgesellschaften haben in ihren Wagen natürlich eine Toilette versteckt. Die Leute ziehen teilweise Windeln an!

Das Gespräch führte Birgitt Schippers. Hören Sie hier den zweiten Teil nach.