Katholische Bürgerinitiative zum europaweiten Sonntagsschutz

"Das Leben wäre ärmer ohne Sonntag"

Kirchen und Gewerkschaften kritisieren schon lange die zunehmende Aufweichung der Sonntagsruhe. Eine Bürgerinitiative aus Deutschland will das Thema nun erstmals auf diesem Weg zu einem europäischen Anliegen machen. Mitinitiator Bernd Wehner vom katholischen Sozialverband KVV im domradio-Interview über Hintergrund und Ziele der Initiative.

 (DR)

Auf Initiative des Europaabgeordneten Martin Kastler hat der KKV-Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung zusammen mit der Ackermann-Gemeinde und dem Bonifatiuswerk eine offizielle europäische Bürgerinitiative zum europaweiten Schutz des Sonntages angestoßen und im Rahmen einer Pressekonferenz in dieser Woche im Europäischen Parlament in Straßburg vorgestellt. Eine Million Unterschriften sollen dafür europaweit gesammelt werden.

"Der Sonntag ist europäisches Kulturgut und ein fester Bestandteil des "european way of life" - wir tun gut daran, ihn konsequent zu schützen", so die klare Aussage von Tobias Gotthardt, stv. KKV-Verbandsvorsitzender und für den katholischen Sozialverband auf dem Podium der Pressekonferenz. Die Idee zur Initiative habe Martin Kastler "als Europaabgeordneter und EU-Bürger" geboren. In den kommenden Wochen sollen weitere kirchliche und weltliche Partner für das Vorhaben gewonnen werden.

Die erste ihrer Art
Die Initiative Kastlers ist - nach Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages am 1.12.2009 - die erste ihrer Art. Zwar müssen Parlament und Kommission die Detailbestimmungen zur "Europäischen Bürgerinitiative" in einer Verordnung regeln - dem neuen Recht nach direkter Mitbestimmung aber nehme das nichts.

Der Sonntag, so Gotthardt, sei aus Sicht des KKV "nicht nur ein unverzichtbarer christlicher Ruhetag". Er sei in nahezu allen europäischen Ländern etabliert und schon allein aus gesundheitspolitischen sowie arbeitsschutztechnischen Gründen unverzichtbar: "Ein Großteil moderner, berufsbedingter Krankheiten sind psychischer Art - Stress, burn-out und Depressionen schaden den Europäern und ihrem Binnenmarkt - ein Ruhetag pro Woche biete Schutz und Auszeit." Das wiederum sei keine originär christliche Idee: "Nahezu jede erfolgreiche Hochkultur hatte ihren Ruhetag - und wir Europäer tun gut daran, daraus zu lernen."

"Sonntags gehören Mami und Papi mir!"
Ebenfalls wichtig sind den beiden jungen Vätern Kastler und Gotthardt die familienpolitischen Gründe: "Wir sprechen viel über die finanzielle Förderung der Familien: Mit einem geschützten Sonntag schenken wir den Müttern, Vätern und Kindern Europas gemeinsame Zeit - und das ist unbezahlbar." Entsprechend lautet auch der von Kastler - in Anlehnung an ein altbekanntes Gewerkschaftsmotto - gewählte Slogan "Sonntags gehören Mami und Papi mir!".

"Wir als KKV sind überzeugt davon, dass es keine bessere Premiere der Europäischen Bürgerinitiative geben kann als die, die unseren Sonntag schützt. Wir treten gerne dafür ein und sagen gemeinsam: Ich bin überzeugter Sonntagsschützer!"