Katholische Kirche lobt Afghanistan-Konferenz

"Die Wunden von 30 Jahren Krieg lassen sich nicht in Kürze heilen"

Die katholische Kirche in Deutschland begrüßt die Ergebnisse der Londoner Afghanistan-Konferenz. Die beschlossene Truppenaufstockung dürfe allerdings nur vorübergehend sein, mahnt Bischof Stephan Ackermann.

 (DR)

Die neue Strategie stelle "den Schutz der afghanischen Bevölkerung, die Stabilisierung des afghanischen Staates sowie den Aufbau wirtschaftlicher und ziviler Strukturen in den Vordergrund", erklärte der Vorsitzende der deutschen Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden), Bischof Stephan Ackermann, am Freitag in Bonn. Die Betonung des zivilen Aufbaus und die verstärkte Ausbildung der afghanischen Polizei seien überfällig gewesen. Nun solle die Verantwortung zunehmend an den afhanischen Staat übergehen.

Notwendig sei es nun, dass dieser neue Ansatz konsequent umgesetzt werde, forderte der Trierer Bischof. Zugleich gelte es auch, stärker als bislang die "geostrategischen Dimensionen" des Afghanistan-Engagements in den Blick zu nehmen. Ohne eine verlässliche Stabilisierung Pakistans werde auch in Afghanistan kein Frieden einkehren. Dazu wäre aber eine Einbeziehung von Indien, China und Russland dringend geboten. "Hier wäre ein lohnenswertes Feld, auf dem die deutsche und europäische Diplomatie Kreativität entwickeln sollte", sagte der Bischof.

Die beschlossene Truppenaufstockung dürfe nur vorübergehend sein, mahnte Ackermann. Sie müsse dem Schutz der afghanischen Bevölkerung, der Ausbildung afghanischer Kräfte und dem zivilen Aufbau dienen. "Wenn das gilt, dann ist die Entscheidung für eine Truppenaufstockung nachvollziehbar." Er warnte davor, sich in der öffentlichen Diskussion zu sehr auf die Fragen der Abzugsdaten und der Truppenzahl zu konzentrieren. Die Lage in Afghanistan wird nach den Worten des Bischofs noch lange internationale Hilfe notwendig machen und "ambivalent bleiben". "Die Wunden von 30 Jahren Krieg lassen sich nicht in Kürze heilen."

Die Deutsche Kommission Justitia et Pax ist eine Art "Runder Tisch" der katholischen Einrichtungen und Organisationen, die im Bereich der internationalen Verantwortung der Kirche in Deutschland tätig sind. Themenschwerpunkte sind Entwicklungs-, Friedens- und Menschenrechtspolitik.