Peres spricht vor dem Bundestag - Papst: Tragödie der Schoah darf sich nie wiederholen

"Nie wieder"

In einer feierlichen Gedenkstunde haben der Bundestag und die Spitzen des Staates am Mittwoch an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Der israelische Präsident und Friedensnobelpreisträger Shimon Peres bezeichnete den Holocaust in einer bewegenden Rede als "ewiges Warnzeichen, als Verpflichtung zur Heiligkeit des Lebens". Auch Benedikt XVI. ging auf den Gedenktag ein.

 (DR)

Der 86-jährige Friedensnobelpreisträger betonte: «Nie wieder dürfen blutrünstige Diktatoren ignoriert werden, die sich hinter demagogischen Masken verbergen und mörderische Parolen von sich geben». Peres bezeichnete das iranische Regime als «Gefahr für die ganze Welt», als ein «Regime, das mit Zerstörung droht und Atomkraftwerke und Nuklearraketen besitzt, mit denen es sein eigenes Land wie auch andere Länder terrorisiert».

Israel wolle mit seinen Nachbarn im Frieden leben und sei auch zur Aussöhnung mit den Palästinensern bereit: «Sie sollen einen eigenen Staat errichten, einen unabhängigen, gedeihenden und friedliebenden Staat», sagte der Staatspräsident.

Zugleich würdigte Peres die «einzigartige Freundschaft», die sich zwischen der Bundesrepublik und Israel entwickelt habe: «Wir waren und sind der Überzeugung, dass das neue Deutschland alles in seiner Macht stehende tun wird, damit der jüdische Staat sich nie mehr alleine einer Gefahr ausgesetzt sehen muss.»

Lammert: Verhältnis muss nie normal werden
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) betonte das besondere Verhältnis Deutschlands zu Israel. Es sei nie normal gewesen und müsse nie normal werden, sondern bleibe von der beispiellosen historischen Erfahrung geprägt. Deutschland trage eine Mitverantwortung für Israel. «Manches ist verhandelbar, das Existenzrecht Israels ist es nicht», unterstrich Lammert.

Eine weitere Gedenkrede hielt der polnische Historiker und Holocaust-Überlebende Feliks Tych. An der Gedenkfeier nahmen auch Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesratspräsident Jens Böhrnsen (SPD) und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, teil.

Papst: Alle Menschen «eine einzige große Familie»
Auch Papst Benedikt XVI. hat anlässlich des Holocaust-Gedenktags an die Gräuel der Konzentrationslager und das Drama der Judenvernichtung erinnert. «Möge Gott die Herzen und den Verstand erleuchten, damit sich eine solche Tragödie nicht wiederholt», sagte er bei seiner Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan. Die Erinnerung an die Schoah müsse eine ständige Mahnung an die Würde des menschlichen Lebens sein.

Zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 65 Jahren sagte der Papst weiter, die Berichte der Überlebenden hätten gezeigt, «zu welchen abscheulichen Verbrechen der menschenverachtende Größenwahn und Rassenhass der Nazi-Ideologie in Deutschland» geführt habe. «Das Gedenken an diese Taten, insbesondere die Tragödie der Schoah am jüdischen Volk, wie auch das Zeugnis all jener, die sich unter Einsatz ihres Lebens diesem Wahnsinn widersetzt haben, gemahnt uns stets aufs Neue an den absoluten Respekt vor der Würde der Person und des menschlichen Lebens». Alle Menschen eines jeden Volkes und jedes Kontinents sollten sich als «eine einzige große Familie» verstehen, sagte Benedikt XVI.