Geberländer verpflichten sich auf Hilfe für zehn Jahre

Haiti bittet um weitere Hilfen

Haiti hat die internationale Gemeinschaft nach dem verheerenden Erdbeben um weitere Hilfen gebeten. Vor allem für den Bau neuer Häuser sei dringend Unterstützung notwendig, sagte Premierminister Jean-Max Bellerive bei der internationalen Geberkonferenz am Montag in Montreal. "Wir brauchen jetzt Ihre Hilfe", erklärte er vor Vertretern von etwa 20 Ländern, darunter Kanada, die USA, die Europäische Union und Brasilien.

 (DR)

Die Geber verpflichteten sich, Haiti über die nächsten zehn Jahre zu unterstützen. Ein Betrag wurde offiziell nicht genannt. Unter Berufung auf haitianische Quellen nannte die «New York Times» eine zusätzliche Summe von drei Milliarden US-Dollar (umgerechnet 2,1 Milliarden Euro). Nach der Erdbebenkatastrophe vor zwei Wochen erhielt Haiti nach UN-Schätzungen bisher 783 Millionen US-Dollar (555 Millionen Euro).

Kein UN-Protektorat
Ansprechpartner für internationale Hilfsorganisationen und Geberländer sei die haitianische Regierung, hob Bellerive hervor. Damit trat er Forderungen entgegen, Haiti unter UN-Protektorat zu stellen. Zugleich versprach Bellerive, sich für einen grundlegenden Neuanfang in Haiti einzusetzen. «Eine Rückkehr zum früheren Status kommt nicht in Frage.» Bereits vor dem Erdbeben war Haiti das ärmste Land Lateinamerikas.

US-Außenministerin Hillary Clinton forderte eine bessere Koordinierung der internationalen Hilfe für Haiti. Es müsse sichergestellt werden, «dass Hilfsinvestitionen effektiv genutzt werden», sagte Clinton. Damit reagierte sie auf Kritik, die USA würden in dem Karibikstaat planlos und unkoordiniert vorgehen.

Die UN räumten ein, derzeit noch nicht ausreichend Nahrungshilfe bereitstellen zu können. Derzeit würden wesentlich weniger als die angestrebten 100.000 Rationen täglich verteilt, sagte ein Sprecher. Grund sei der Mangel an Sicherheitskräften.
Kommt der Schuldenerlass?
Der Weltkirchenrat forderte den «sofortigen und vollständigen Erlass» der Auslandsschulden Haitis. Das wäre ein erster Schritt, dem Wiederaufbau und nachhaltige Entwicklung folgen müssten, teilte Generalsekretär Olav Tveit am Montag in Genf mit.

US-Außenministerin Clinton erklärte, sie sei mit den weiteren Gläubigern bereits über einen umfassenden Schuldenerlass für Haiti im Gespräch. Venezuela kündigte an, auf seine Forderungen gegenüber Haiti zu verzichten, und stellte zudem einen Hilfsfonds über 100 Millionen Dollar in Aussicht.

150.000 Todesopfer
Weltbank und Internationaler Währungsfonds schätzen die Gesamtschulden Haitis auf 900 Millionen US-Dollar (639 Millionen Euro). Größte Gläubiger sind die interamerikanische Entwicklungsbank mit 310 Millionen Euro, Venezuela mit 200 Millionen und Taiwan mit 63 Millionen Euro. Die Industrieländer des Pariser Clubs und internationale Institutionen hatten Haiti bereits im vergangenen Jahr Schulden über 214 Millionen Dollar (152 Millionen Euro) erlassen.

Nach dem Erdbeben vom 12. Januar wurden laut Regierung inzwischen 150. 000 Leichen geborgen. Mehr als eine halbe Million Menschen wurden obdachlos.