Holocaust-Leugner Williamson taucht aus der Versenkung auf

"Dialog der Taubstummen"

Pünktlich zum Jahrestag der Aufhebung seiner Exkommunikation durch den Papst hat sich der britische Holocaust-Leugner und Traditionalistenbischof Richard Williamson wieder zu Wort gemeldet. Er verurteilte nach einer per Internet verbreiteten Videobotschaft das Gespräch zwischen der traditionalistischen Piusbruderschaft und dem Vatikan als einen "Dialog der Taubstummen".

 (DR)

Die zwei Lehren seien so unvereinbar wie die Behauptungen «2 plus 2 gleich 4» und «2 plus 2 gleich 5» unvereinbar seien, sagte der Bischof in dem zeitlich nicht genau zu bestimmenden Video, in dem er vor einem Weihnachtsbaum sitzt. Entweder würde die Bruderschaft die Wahrheit aufgeben, oder Rom bekehre sich. Die dritte Möglichkeit sei, dass man sich darauf einige, dass 2 plus 2 entweder 4 oder 5 ergäben. Das sei falsch und nicht akzeptabel, so Williamson.

Im Vatikan hatte am Montag die zweite Gesprächsrunde mit der traditionalistischen Piusbruderschaft zur Klärung strittiger Lehrfragen getagt. Zu den Inhalten des Treffens wollte Kommissionsseketär Guido Pozzo keinerlei Angaben machen. Die nächste turnusmäßige Verhandlung ist für Ende März geplant.

Weiter äußerte sich Williamson in dem Interview über den Dialog zwischen Islam und Christentum, über den Iran und andere politische und religiöse Fragen. Auf die Frage, ob Israel ein legitimer Staat sei, antwortete Williamson: «Jedermann glaubt, dass dieser Staat legitim ist.» Aber das müsse nicht notwendigerweise bedeuten, dass das auch so sei. In früheren Äußerungen hatte er behauptet, der Holocaust sei «von den Juden erfunden» worden, «damit ihr neuer Staat Israel akzeptiert wird».

Prozess gegen Williamson frühestens Mitte März
Der Prozess gegen Williamson wegen Volksverhetzung wird frühestens Mitte März vor dem Regensburger Amtsgericht stattfinden. Der genaue Termin soll noch im Januar bestimmt werden, sagte Justizsprecher Thomas Frick am Donnerstag auf Anfrage und bestätigte damit einen Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR). Die Verhandlung ist nötig, nachdem Williamson im November über seinen Anwalt Einspruch gegen einen Strafbefehl über 12.000 Euro eingelegt hatte.

Aufgrund des erwarteten Andrangs von Medienvertretern soll der Prozess im größten Sitzungssaal der Regensburger Justiz, im Schwurgerichtssaal des Landgerichts stattfinden. Ob Williamson persönlich erscheinen wird, ist nach Angaben von Frick derzeit unklar.

Der Brite Williamson hatte in einem Interview die Zahl der von den Nazis ermordeten Juden auf höchstes 300.000 beziffert und die Existenz von Gaskammern bestritten. Das Gespräch mit dem schwedischen Fernsehen wurde in einem Priesterseminar der traditionalistischen und von Rom nicht anerkannten Piusbruderschaft im bayerischen Zaitzkofen geführt. Nach Veröffentlichung des Interviews wurde bei der Staatsanwaltschaft in Regensburg im Januar vergangenen Jahres ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Zwar verweigerten die Journalisten die Aussage zu den Umständen des Interviews, der TV-Sender bestätigte jedoch in einem Schreiben an die Staatsanwaltschaft, dass es mit Williamson keinerlei Absprachen gegeben habe, das Interview nur in Schweden zu senden. Der britische Traditionalist hatte zuvor über seinen Anwalt bestritten, vorsätzlich gegen deutsches Recht verstoßen zu haben. Er habe gegenüber den Fernsehjournalisten darauf bestanden, dass das Interview mit ihm nur in Schweden gesendet werden dürfe. Dort ist die Leugnung des Holocaust nicht strafbar.