Zahl der Toten in Nigeria steigt auf über 200

Radikale Christen gegen Islamisten

Bei den gewalttätigen Unruhen zwischen Christen und Muslimen in der nigerianischen Stadt Jos ist die Zahl der Toten nach Angaben von Menschenrechtlern auf mehr als 200 gestiegen. Die Organisation Human Rights Watch bezog sich dabei am Mittwoch auf Zählungen von Augenzeugen. Offizielle Schätzungen gab es nicht.

2009 reiste Erzbischof Zollitsch nach Nigeria (KNA)
2009 reiste Erzbischof Zollitsch nach Nigeria / ( KNA )

Nigerias Vize-Präsident Goodluck Jonathan entsandte die Armee in die Stadt, um die Ausschreitungen zu beenden. Nigerianische Medien berichteten am Mittwoch von einem Nachlassen der Gewalt. Im Zentrum von Jos waren seit Sonntag Moscheen, Kirchen und Häuser angezündet worden. Indessen wurden neue Unruhen aus dem Umland bekannt.

Die Behörden hatten am Montag eine 24-stündige Ausgangssperre über Jos verhängt. Die Stadt, die zwischen dem mehrheitlich von Muslimen bewohnten Norden und dem christlichen Süden Nigerias im sogenannten Middle Belt liegt, ist bereits öfter von blutigen Unruhen erschüttert worden. 2008 waren in Jos mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen. Bei den bislang schwersten Unruhen 2001 gab es mehr als 1.000 Opfer.

Als Hintergrund der aktuellen Auseinandersetzungen gilt unter anderem die Tatsache, dass von der Regierung versprochene Reparationen für die Opfer vergangener Unruhen ausgeblieben sind. Täter wurden zudem nicht belangt. Die Lage in Jos, wo sowohl radikale Christen als auch Islamisten aktiv sind, gilt als latent angespannt. Auch die weit verbreitete Armut sowie Landknappheit zählen zu den Gründen für die Konflikte.