Erzbischof Zollitsch bekundet Katholiken in Nigeria Solidarität

Radikale Christen gegen Islamisten

Nach Zusammenstößen zwischen Christen und Muslimen in Nigeria hat die Deutsche Bischofskonferenz den nigerianischen Katholiken ihre Solidarität zugesichert. In einem am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Brief an den Erzbischof von Jos, Ignatius Kaigama, appellierte der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, zugleich an die nigerianische Kirche, nicht vom Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden abzulassen.

2009 reiste Erzbischof Zollitsch nach Nigeria (KNA)
2009 reiste Erzbischof Zollitsch nach Nigeria / ( KNA )

Kaigama erklärte unterdessen nach Angaben des internationalen katholischen Missionswerks missio, die jüngsten Unruhen in Jos hätten «sehr wenig mit Religion zu tun». Religion werde instrumentalisiert, um leichter ethnische und politische Interessen durchzusetzen. «Niemand kann zum jetzigen Zeitpunkt genau sagen, was passiert ist. Falsche Berichterstattung kann die Lage weiter eskalieren lassen.»

Der Erzbischof widersprach Berichten, nach denen die katholische St.-Michael-Kirche in Jos am Sonntag niedergebrannt und Gottesdienstbesucher angegriffen und getötet worden seien. «Wer so etwas behauptet, der lügt,» sagte Kaigama. Auch ein Priester sei nicht ermordet worden. «Die Gottesdienste in St. Michael sind ohne Vorkommnisse verlaufen. Es gab dort keine Angriffe. Die Kirche steht.»

Kaigama schloss allerdings nicht aus, dass bei den Ausschreitungen eine andere Kirche angegriffen worden sei und es sich um eine Verwechselung handelt. Am Montag hatte sich der Erzbischof mit christlichen und muslimischen Führern des Interreligiösen Rates in Jos getroffen. Zusammen mit dem Emir von Wase, Alhaji Haruna Abdullahi, dem höchsten muslimischen Führer des Bundesstaates Plateau, hatte er im nationalen Fernsehen zum Gewaltverzicht aufgerufen.

Bei Ausschreitungen zwischen Christen und Muslimen waren nach bisher unbestätigten Meldungen in Nigeria mindestens 149 Menschen, nach Angaben von missio sogar rund 200 Menschen ums Leben gekommen. Die Gewalt in der Stadt Jos war am Sonntag ausgebrochen. Die Auseinandersetzungen gingen trotz Ausgangssperre auch am Dienstag weiter. Laut britischem Nachrichtensender BBC kam es zu Schießereien. Häuser seien in Brand gesetzt und Kirchen und Moscheen zerstört worden. In der Stadt, die an der Grenze zwischen dem muslimisch geprägten Norden und dem christlich dominierten Süden liegt, kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Gewalt zwischen Christen und Muslimen. 2008 kamen dabei laut missio mindestens 700 Menschen ums Leben.

Erzbischof Zollitsch erklärte in seinem Brief, er habe «mit großer Erschütterung» von den gewaltsamen Übergriffen gehört. «Ich trauere mit Ihnen um die Opfer und darf Sie meines Gebetes für die zahlreichen Verletzten und Toten versichern.» Gewalt gegenüber Religionen und Gewalt im Namen Gottes seien «das traurige Scheitern dessen, was uns Christus als Nächstenliebe gelehrt hat», unterstreicht der Konferenzvorsitzende.

Auch missio äußerte sich besorgt über die Ausschreitungen. «Nigeria muss für seine Jugend gerechte Perspektiven schaffen, damit die Gewalt ein Ende findet», betonte missio-Präsident Klaus Krämer in Aachen.