Kirchen rufen zu Gebeten und Spenden für Haiti auf

"Wir müssen jetzt helfen"

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben am Donnerstag zu Spenden und Gebeten für das von einem schweren Erdbeben erschütterte Haiti aufgerufen. "Wir müssen jetzt helfen", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zolllitsch.

 (DR)

"Besonders erschüttert bin ich vom Tod so vieler Menschen, die in selbstlosem Einsatz für die Kirche Ihres Landes gearbeitet haben", schrieb Zollitsch an den Vorsitzenden der haitianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Louis Kébreau. Besondere Anteilnahme bekundete er zum Tod des Erzbischofs von Port-au-Prince, Joseph Serge Miot.

Bischöfe Genn, Tebartz-van Elst, Fürst, Thissen
Der Vorsitzende des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Münsters Bischof Felix Genn, hat seine tiefe Betroffenheit über die Erdbebenkatastrophe auf Haiti bekundet. «Durch die Besuche der haitianischen Gäste im Advent besteht natürlich eine besondere Nähe zu den Menschen dort», sagte er am Donnerstag in Münster. Der Karibikstaat war Beispielland der Adveniat-Aktion 2009 gewesen. Bereits am Mittwoch hatte das Bischöfliche Hilfswerk mit Sitz in Essen eine Soforthilfe von 20.000 Euro zugesagt.

"Das Ausmaß der Katastrophe und das Leid der Menschen in Haiti hat uns bei MISEREOR tief erschüttert", berichtet MISEREOR-Bischof Werner Thissen. "Erneut hat eine Naturkatastrophe eine Region getroffen, in der viele Menschen unter dem Existenzminimum leben und tagtäglich um ihr Überleben kämpfen müssen. MISEREOR ist seit vielen Jahren in Haiti tätig. Wir werden gemeinsam mit den Partnerorganisationen vor Ort alles in unserer Macht stehende tun, um die Opfer mit dem Nötigsten zu versorgen. Um die Hilfe zu finanzieren sind wir in Deutschland jetzt gefordert, Unterstützung zu leisten, wo wir können. Ich bitte daher um großzügige Spenden."

Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen sprach der Kirche in Haiti seine Anteilnahme zum tragischen Tod seines Amtsbruders Erzbischof Joseph Serge Miot und zahlreicher weiterer Opfer aus. "Mit Erzbischof Serge verlieren wir einen sozial sehr engagierten und klugen Mitbruder. Er war immer offen gegenüber den sozialen Problemen seines Landes. Als Präsident der Kommission Justitia et Pax, einem wichtigen Projektpartner von MISEREOR in Haiti, hat er die Frage von Menschenrechten und Frieden in allen Diözesen Haitis verankert", so Erzbischof Thissen.
Der Bischof von Limburg, Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, hat zu schneller Hilfe für die Opfer des Erdbebens auf Haiti aufgerufen. Er bittet alle Gläubigen im Bistum Limburg um Spenden und um das Gebet für die Opfer der Katastrophe. "Die Bilder aus dem Katastrophengebiet machen uns betroffen. Unser Mitgefühl, unsere Solidarität und unser Gebet gilt den Menschen in der zerstörten Region", sagte Bischof Tebartz-van Elst.  
Die Katastrophe, so der Bischof, hat eines der ärmsten Länder der Welt getroffen. Bereits vor dem Erdbeben war die Situation verheerend: Politische Instabilität, Armut, Bildungsnotstand und Unterernährung hatten das Land in der vergangenen Zeit nicht zur Ruhe kommen lassen. Diese Situation hat auch die katholische Kirche auf dem karibischen Inselstaat herausgefordert. Nach Informationen der Vereinten Nationen sind 54,7 Prozent der Bevölkerung Haitis Katholiken. Zahlreiche Medien berichten, dass sich unter den Erdbebenopfern auch der Erzbischof von Port-au-Prince, Serge Miot, befindet.
"Als katholische Kirche sind wir weltweit im Glauben miteinander verbunden. Wir trauern mit allen Menschen vor Ort. Unsere Gedanken sind auch bei den Katholiken der Diözese, die einen engagierten Erzbischof verloren hat. In der Feier der Eucharistie und im gemeinsamen Gebet gedenken wir aller Opfer dieser Katastrophe", sagte Tebartz-van Elst. Ausdrücklich bittet der Bischof die Gläubigen, auch in den Fürbitten am kommenden Sonntag (17.) in besonderer Weise aller Menschen zu gedenken, die von der Katastrophe betroffen sind.

Bischöfin Käßmann: «Ich bete für die Menschen auf Haiti»

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, ruft zur Unterstützung für die Opfer des verheerenden Erdbebens auf Haiti auf. «Eine Zerstörung solchen Ausmaßes ist erschreckend. Ich bete für die vielen Menschen auf Haiti, die von Leid, Zerstörung und dem Verlust von Menschen betroffen sind», erklärte die hannoversche Landesbischöfin am Donnerstag in Hannover.

Käßmann zeigte sich tief erschüttert über die hohe Zahl der Opfer des Erdbebens: «Es ist eine Tragödie, dass diese Katastrophe eines der ärmsten Länder dieser Erde trifft. Den Menschen dort gilt mein ganzes Mitgefühl.» Die EKD-Ratsvorsitzende rief dazu auf, die Hilfsmaßnahmen zu unterstützen und wies besonders auf die unverzüglich nach dem Beben angelaufene Katastrophenhilfe des Diakonischen Werkes hin.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, unterstrich die Notwendigkeit schneller Nothilfe und späterer Aufbauhilfe. Schneider, der auch stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, zeigte sich in einem epd-Gespräch von der großen Hilfsbereitschaft der Bundesbürger überzeugt.

Für die katastrophalen Folgen des Erdbebens in Haiti machte er die schlechte Infrastruktur und die große Armut mit verantwortlich. "Die Diktatoren und die Ausbeutung des Volkes in der Vergangenheit sowie die militärischen Interventionen der Vereinigten Staaten haben mit dazu beigetragen, dass es eine derart schwache Infrastruktur in Haiti gibt", sagte er.