Deutsche Kinder blicken pessimistisch in die Zukunft

"No Future" auf hohem Niveau

Trotz guter Lebensbedingungen blicken deutsche Jugendliche einer Studie zufolge pessimistischer in die Zukunft als ihre Altersgenossen in anderen Industrieländern. Nach dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Industrieländern geht etwa jeder vierte 15-Jährige in Deutschland davon aus, später nur eine niedrigqualifizierte Arbeit zu haben.

 (DR)

In diesem Punkt liegt Deutschland auf dem letzten Platz des Rankings. Insgesamt nimmt Deutschland bei der Untersuchung zur Lage der Kinder unter 21 Ländern Platz acht ein.

Es gebe keinen Anlass, sich auf einem Mittelplatz bequem zu machen, sagte die UNICEF-Geschäftsführerin Regine Stachelhaus am Donnerstag in Berlin. «Viele Heranwachsende erleben sich als Außenseiter», sagte sie. Den ersten Platz auf der UNICEF-Rangliste nehmen die Niederlande ein gefolgt von Schweden und Finnland. Das Schlusslicht bildet die USA vor Großbritannien und Ungarn.

UNICEF-Geschäftsführerin Stachelhaus verwies auch auf die schwierige Situation für Alleinerziehende in Deutschland. Der Armutsdruck für sie sei «dramatisch». Dem UNICEF-Bericht zufolge stehen rund zwei Millionen Kindern und Jugendlichen nur etwa 34 Prozent der finanziellen Mittel zur Verfügung wie ihren Altersgenossen in Familien mit zwei Elternteilen.

«Das Fehlen eines Elternteils darf kein Armutsrisiko sein», sagte Bundesfamilienministerin Kristina Köhler (CDU) bei der Vorstellung des Berichts. Sie sprach sich für eine substanziell bessere Förderung für diese Bevölkerungsgruppe aus. Hierzu zählten ein besserer Wiedereinstieg in den Beruf, eine angemessene Kinderbetreuung, die Ausweitung des Unterhaltszuschusses sowie ein unbürokratischerer Kinderzuschlag.

Darüber hinaus betonte Köhler, die Einführung des im Koalitionsvertrag vereinbarten Teilelterngeldes rasch umsetzen zu wollen. Das Geld soll Eltern in Teilzeit im Anschluss an das Elterngeld gezahlt werden.

In der UNICEF-Studie wurde unter anderem das materielle und subjektive Wohlbefinden der Kinder, Gesundheit und Sicherheit sowie Bildung untersucht. Deutschland nehme einen «guten Mittelplatz» ein, wenn es darum geht, «eine gute Lebensumwelt für die junge Generation zu schaffen», erklärte UNICEF.

Das Kinderhilfswerk forderte von Politik, Medien und Forschung, Kinder nicht ausschließlich aus der Perspektive ihrer Leistungsfähigkeit zu beurteilen. Das Selbstvertrauen der Kinder und Jugendlichen müsse gestärkt werden. Darüber hinaus müsse mehr für die Gesundheit der Kinder getan werden. Erneut forderte UNICEF, Kinderrechte im deutschen Grundgesetz zu verankern.

Im Vergleich zum Jahr 2007, als die Studie erstmals erschien, hat sich Deutschland um drei Plätze verbessert. Verbesserungen seien vor allem im Bereich der Bildung, bei den Risikofaktoren und Gefährdungen für Kinder und Jugendliche sowie in ihren Beziehungen zu Gleichaltrigen oder in der Familie registriert worden. Das UN-Kinderhilfswerk wertete unter anderem Daten von Eurostat, OECD, Weltbank, Weltgesundheitsorganisation, PISA und dem deutschen Mikrozensus aus.