Pax-Bank-Chef Berndorff über Krisen und neue Perspektiven

"Eine 100-prozentige Ethik ist in Fonds nicht möglich"

Ein turbulentes Jahr auf den internationalen Finanzmärkten geht zuende. Im Interview zieht der Vorstandsvorsitzende der Pax-Bank, Christoph Berndorff, eine Bilanz aus Sicht der in Köln ansässigen katholischen Kirchenbank.

Pax-Bank in Köln (DR)
Pax-Bank in Köln / ( DR )

Die Pax-Bank ist eine von fünf katholischen Kirchenbanken in Deutschland. In die Schlagzeilen geriet das Kölner Bankhaus im Sommer wegen eines Ethik-Fonds, der unter anderem Anteilsscheine von Waffen- und Tabakproduzenten enthielt.

KNA: Herr Berndorff, im vergangenen Jahr geriet die Pax-Bank wegen eines Ethik-Fonds in die Schlagzeilen, der unter anderem Anteilsscheine von Waffen- und Tabakproduzenten enthielt. Welche Konsequenzen haben Sie aus dem Fall gezogen? 

Berndorff: Wir haben damals sofort reagiert und diese Papiere verkauft. Wir haben spontan neue Kunden gewonnen, die unsere offene Informationspolitik für gut befanden. Insgesamt aber waren wir mit der wenig differenzierten Darstellung in der Presse, nicht glücklich. 

KNA: Müssen Sie aber solche Anlagen künftig nicht noch stärker kontrollieren? 
Berndorff: Genau das tun wir bereits. Wir wissen, dass die Kunden von einer Kirchenbank erwarten, dass sie keine Rüstungs- oder Tabakwerte führt. Sowie es auch im kirchlichen Bereich Menschen gibt, die rauchen oder gar den Krieg in Afghanistan rechtfertigen, so gibt es auch bei der Geldanlage in Investmentfonds keine unumstrittene hundertprozentige Ethik. Man kann sich nur darum bemühen, den ethischen Ansatz in der Finanzwirtschaft verfolgen und den Kunden überhaupt erst einmal auf das Thema aufmerksam machen. 

KNA: Das heißt, es geht darum, den Kunden zu sensibilisieren? 

Berndorff: Ja, gerade angesichts der finanziellen Turbulenzen wird auch den Kunden ihre Eigenverantwortung für die Anlageentscheidung klarer. Sie müssen sich über die angebotenen Produkte erkundigen und sich Gedanken über eigene Anlageziele und ihr Risikoprofil machen - hierbei stehen wir mit unserem Know-how beratend zur Seite. Ich bin Papst Benedikt XVI. außerordentlich dankbar, dass er in seiner Sozialenzyklika auch den Privatkunden ins Visier genommen hat und ihm Verantwortung zubilligt: für sein eigenes Handeln, aber auch für seine Gier, sein überzogenes Gewinnstreben. 

KNA: Nun sind das alles Eigenschaften, die in letzter Zeit eher mit den Banken selbst in Verbindung gebracht werden. Was unterscheidet eine Kirchenbank von anderen Kreditinstituten? 
Berndorff: Ich nenne mal ein Beispiel aus dem Privatkundenbereich. Wir vergeben keine Kredite für Urlaub und machen keine sogenannten 100-Prozent-Finanzierungen. Das heißt: Wir geben keine Kredite, von denen wir heute schon wissen können, dass der Kunde möglicherweise nicht in der Lage sein wird, diesen Kredit zurückzuzahlen. 

KNA: Welche Rolle spielen die Geschäftskunden bei der Pax-Bank? 
Berndorff: Unser Schwerpunkt liegt hier im kirchlich sozialen Bereich - mit gewissen Erweiterungen auf nicht-kirchliche Institutionen, sofern sie gemeinnützig sind. Damit richten wir unser Spektrum bewusst auf eine Nische aus. Die gewerbliche Wirtschaft bedienen wir mit Krediten nicht, denn seit jeher verstehen wir uns als finanzmarktorientierte Selbsthilfeeinrichtung der Kirche. Und das unterscheidet uns sicherlich von vielen anderen Banken. 

KNA: Drohen aber durch die Konzentration auf dieses spezielle Segment nicht auch Gefahren? Schließlich befürchten manche Altenheime und Krankenhäuser, aber auch die Bistümer finanzielle Engpässe in der Zukunft. 
Berndorff: Derzeit ist die Lage dennoch recht stabil, auch die Kirchensteuereinnahmen sind in den letzten Jahren teilweise angezogen. Nach Angaben vieler Bistümer rechnen wir allerdings damit, dass in den nächsten 20 Jahren die Finanzkraft um etwa 20 bis 30 Prozent zurückgehen wird. Deswegen gilt es jetzt, vermehrt akquisitorisch tätig zu werden um die Einlagen stärker auf unser Haus zu konzentrieren und gleichzeitig die Kreditnachfrage anzukurbeln. Damit wollen wir gezielt die Projekte der Kirche, der Gemeinden und Ihrer Gliederungen begleiten. 

KNA: Wie sind denn die Erwartungen für 2010? 
Berndorff: Insgesamt können wir feststellen: Unser Nettokreditvolumen ist im Jahr 2009 um 16 Prozent gestiegen und wir gehen für 2010 von weiterem Wachstum aus. Mit einer Eigenkapitalquote von 11,5 Prozent sind wir ebenfalls gut aufgestellt. Schließlich steigen die Eigenkapitalanforderungen an die Kreditinstitute mit den neuen gesetzlichen Vorgaben. 
Gleichzeitig wird es für viele Häuser immer schwieriger, Eigenkapitalzeichner zu gewinnen. 

KNA: Wie sieht die Lage auf dem internationalen Markt aus? Bleibt der Dollar die Leitwährung auch in der katholischen Kirche? 
Berndorff: Vor einem Jahr hätte ich noch gesagt, dass der Dollar die Kirchenwährung Nummer eins ist - und zwar mit großem Abstand. Mittlerweile hat sich die Welt geändert. Zunehmend werden Gelder aus dem Dollarraum ins europäische Ausland transferiert. Nicht zuletzt dadurch steht der Euro stärker im Fokus bei Anlagen im internationalen kirchlichen Bereich. 

KNA: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage - schlägt sich das schlechte Image, dass viele Banken derzeit haben, gelegentlich auch auf die Arbeitsmoral nieder? 
Berndorff: Auf der diesjährigen Weihnachtsfeier habe ich unseren Mitarbeitern gesagt, es gibt für uns keinen Grund, sich als "Bangster" zu fühlen. Die öffentliche Kritik am Finanzwesen gab es immer schon, genau so wie die vielen rechtschaffenen Bankkaufleute, die mit guten und ehrbaren Absichten sich um das Vertrauen der Kunden verdient gemacht haben. Ich habe eine Schrift aus dem 11. Jahrhundert gefunden, wonach der Kaufmann zur Rechten des Thrones Gottes einen Platz im Himmel bekommt, der zeit seines Lebens ein ehrlicher Kaufmann geblieben ist. Irgendwann werden Bankdienstleistungen hoffentlich wieder stärker wertgeschätzt. Was bleibt uns bis dahin? Unseren Kunden weiter redlich zu dienen und neugierig zu bleiben auf das, was da kommt. 

Das Interview führte Joachim Heinz.