Winfried Pilz zieht Bilanz als Präsident des Kindermissionswerks

"Eine wunderbare Aufgabe"

Die vom Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend organisierte "Aktion Dreikönigssingen" ist eine Erfolgsgeschichte, und das seit über 50 Jahren. Für den Präsidenten des Kindermissionswerks, Monsignore Winfried Pilz, endet seine Amtszeit mit der aktuellen Kampagne.

 (DR)

KNA: Monsignore Pilz, die 52. Sternsingeraktion wird zugleich Ihre letzte als Präsident des Kindermissionswerks sein ...
Pilz: Im März ist meine Aufgabe beendet. Aber das war schon vor zehn Jahren klar, denn eine Amtszeit beträgt fünf Jahre mit der Möglichkeit einer einmaligen Verlängerung. Bis jetzt steht noch kein Nachfolger fest, aber der wird hoffentlich bald gefunden sein.

KNA: Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Pilz: Es war eine sehr, sehr schöne Zeit, denn die Leitung des Kindermissionswerks ist wirklich eine wunderbare Aufgabe. Die Aktion Dreikönigssingen ist dabei der absolute Glanzpunkt. Die anderen Hilfswerke beneiden uns darum, weil das Sternsingen diesen schlichten, aber auch bunten und fröhlichen Akzent hat. Es geht nicht nur ums Geldsammeln, sondern das Erste ist die Botschaft, die die Kinder bringen. Selbst im Bundeskanzleramt steht der Segen das ganze Jahr über und wird von der Bundeskanzlerin Besuchern erklärt. Das ist schon phänomenal.

KNA: Was macht die Arbeit mit dem Kindermissionswerk so begeisternd?
Pilz: Das Wichtigste ist der Kontakt zu Menschen in aller Welt, die wir einerseits besuchen, die aber auch zu uns ins Haus kommen. In der Zentrale in Aachen gibt einer dem anderen die Klinke in die Hand. Das ist eine Plattform der Begegnung, bei der man mit Menschen auf Tuchfühlung geht, von denen man sonst nie etwas mitbekommen würde. So erfahren wir hier, wie es in der Welt zugeht. Als Resümee meiner Jahre würde ich sagen: Ich habe vielleicht ein Zehntel dessen erfasst und erreicht, was ich hätte machen können, aber so ist das eben.

KNA: Wie wirkt sich die Wirtschafts- und Finanzkrise auf die Aktion Dreikönigssingen aus?
Pilz: Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal eine kleine Zitterpartie erlebt, ob wir das Ergebnis des letzten Jahres wieder erreichen werden. Aber nachdem alle überwiesen haben, stellen wir fest: Wir haben es nochmals geschafft - trotz Wirtschafts- und Finanzkrise. Es sind fast 40 Millionen Euro gesammelt worden.

KNA: Die Sternsinger "ersingen" praktisch jedes Jahr neue Spendenrekorde. Wie ist Ihre Prognose?
Pilz: Ich würde gern den Rekorddruck von der Aktion völlig wegnehmen. Wenn es weniger wird, können wir weniger helfen, was natürlich schade wäre. Aber derzeit ist es nicht so, und ich habe die Hoffnung, dass es gut weiter geht. Allerdings muss man bedenken, dass wir bisher in Deutschland 12.000 Pfarreien hatten, inzwischen sind es nur noch 9.600 Pfarrverbände oder ähnliche Strukturen. Was das langfristig bewirken wird, weiß ich noch nicht. Schließlich gibt es dadurch auch weniger Sternsingergruppen. Aber ich hoffe doch, dass es uns langfristig gelingen wird, wenigstens den derzeitigen Stand der Spendeneinnahmen zu erhalten.

KNA: Die Hauptakteure der Aktion Dreikönigssingen sind Kinder. Wie wirkt sich das aus?
Pilz: Ganz sicher ist es ein großer Vorteil, denn Kinder öffnen die Türen und Herzen. Und: Sie gehen zu den Leuten hin. Die Menschen müssen nicht zum Spenden irgendwo hinkommen. Die Entwicklungen in der Kirche werden sich für die anderen Hilfswerke, die ihre Spendensammlungen in Gottesdiensten durchführen, wahrscheinlich sehr auswirken. Wenn die Leute nicht in die Kirche kommen oder wenn es weniger Gottesdienste gibt, dann wird es auch schwieriger für die Kollekten dieser Hilfswerke.

KNA: In diesem Jahr startet die bundesweite Sternsingeraktion erstmals in einem Musicaltheater. Wie passt das zu diesem Brauch?
Pilz: Sehr gut, denn das Sternsingen ist entstanden aus einer theaterähnlichen Aktion. Es war im Mittelalter üblich, dass man auf den Domtreppen das ganze Weihnachtsgeschehen nachspielte. Dazu gehörte an erster Stelle die Dreikönigsgeschichte, weil die so bunt und spannend ist. Daraus haben sich die Sternsingergruppen gebildet, die von Tür zu Tür gehen und das Spektakel im Kleinformat aufführen. Insofern sind Musical und Dreikönigssingen gar nicht so weit voneinander entfernt.

Das Gespräch führte Sabine Kleyboldt.