Weltweit gedenken Menschen der Opfer des Tsunamis in Südostasien

"Erleuchte und bewege uns"

Am fünften Jahrestag der Tsunami-Katastrophe haben die Menschen auf der ganzen Welt der Opfer gedacht. In der indonesischen Provinz Aceh versammelten sich am Samstag Tausende zu Gebeten in Moscheen und vor Massengräbern. Auch in Deutschland fand ein bewegender Gedenkgottesdienst statt.

Autor/in:
Nicola Glass
 (DR)

Bei dem Gottesdienst in Düsseldorf haben Angehörige und Überlebende am Samstag der Opfer der Tsunami-Katastrophe vor fünf Jahren gedacht. Während der bewegenden Gedenkfeier in der evangelischen Johanneskirche wurden die Namen der deutschen Toten und Vermissten vorgelesen. Angehörige entzündeten auf den Stufen zum Altar Gedenkkerzen für getötete Familienmitglieder. An dem Gottesdienst unter dem Motto «Erleuchte und bewege uns» nahmen auch zahlreiche Katastrophenhelfer teil.

Insgesamt kamen bei der Flutwelle am 26. Dezember 2004 rund 230.000 Menschen in Süd- und Südostasien ums Leben, darunter 552 Deutsche. Zu der Gedenkveranstaltung in Düsseldorf waren aus ganz Deutschland sowie aus Belgien und der Schweiz rund 70 Angehörige angereist, die Familienmitglieder bei der Flutkatastrophe verloren hatten.

Die Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Petra Bosse-Huber, sagte, viele äußere Wunden bei den Angehörigen und Überlebenden seien vernarbt und geheilt: «Aber innere Verletzungen und Verluste schmerzen weiter.»

Der Leiter der rheinischen Notfallseelsorge, Landespfarrer Joachim Müller-Lange sagte, viele Menschen würden nicht verstehen, dass "die Trauer nach einer Katastrophe so anders verläuft, als im normalen Leben." Der gemeinsame Gottesdienst sei auch ein Appell, "viele andere Opfer eine gefährdeten und von Katastrophen gebeutelten Zivilisation niemals zu vergessen."

"Hoffen bis zuletzt"
Stellvertretend für alle Angehörigen der Tsunami-Opfer erinnerte Agnieszka Schejok an ihren damals 25-jährigen Bruder und dessen gleichaltrige Freundin Katja, die am letzten Tag ihres ersten gemeinsamen Urlaubs am Indischen Ozean ums Leben kamen. Die junge Frau sprach dabei auch von «Wut auf Gott».

Gleichzeitig dankte sie der Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland, die das Angehörigen-Begleitprojekt «hoffen bis zuletzt» seit viereinhalb Jahren betreut. «Die Schicksalsgemeinschaft hat mir geholfen, die liebevolle Begleitung mich gerettet. Die Zeit heilt Wunden, obwohl es nie mehr so sein wird, wie vor dem Tsunami,» sagte die junge Frau.

Gedenken in Südostasien
An den Gedenkfeiern in Indonesien nahm auch Vizepräsident Boediono teil.In Sri Lanka, wo mindestens 31.000 Menschen ums Leben kamen, wurden Schweigeminuten eingelegt. Radio- und Fernsehsender unterbrachen ihr Programm gegen 9.25 Uhr morgens. Zu dieser Uhrzeit hatte vor fünf Jahren der Tsunami die Küstengebiete des Landes getroffen.

Etliche Trauerzeremonien gab es auch in Thailand: In der nördlich der Insel Phuket gelegenen Provinz Phang Nga verteilten Tausende Menschen Opfergaben an buddhistische Mönche. Die Provinz Phang Nga mit ihren zahlreichen Fischerdörfern sowie der Touristenhochburg Khao Lak war vom Tsunami besonders schwer verwüstet worden.

230.000 Menschen starben
Allein im Fischerdorf Ban Nam Khem kam damals schätzungsweise die Hälfte der 5.000 Einwohner ums Leben. Insgesamt starben an der thailändischen Andamanenküste Ende 2004 mindestens 8.000 Menschen.

Am 26. Dezember 2004 hatte im Indischen Ozean ein Seebeben der Stärke 9,0 auf der Richterskala eine gigantische Flutwelle ausgelöst.