Vatikan verfügt weitere Kirchenstrafe für "Herrn Milingo"

Laisierung für den Wunderheiler

Die Kirchen-Karriere von Emmanuel Milingo, lange Zeit eine der charismatischsten und zugleich schillerndsten Persönlichkeiten Roms, scheint endgültig zuende. Drei Jahre nach der Exkommunikation wegen unerlaubter Bischofsweihen verfügte der Vatikan am Donnerstag die Laisierung des 79-jährigen früheren Erzbischofs von Lusaka/Sambia.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Durch seine gut besuchten Heilungsmessen in Italien hatte Milingo ebenso für Furore gesorgt wie durch seine Heirat mit einer Südkoreanerin bei einer Massenzeremonie der Moon-Sekte - und seine folgende Rückkehr zum Papst.

Wegen neuer Attacken gegen die Kircheneinheit, wegen offener Rebellion gegen Rom und «weil Herr Milingo leider nicht die erhoffte Reue und Rückkehrbereitschaft» gezeigt habe, versetzte der Vatikan ihn nun in den Laienstand. Damit sind dem früheren Erzbischof alle Rechte und Pflichten des Kleriker-Standes entzogen - mit Ausnahme der Zölibats-Verpflichtung, wie das Kommunique betont. Er darf keine Messe mehr feiern, keine Sakramente spenden, keine Kleriker-Kleidung tragen. Und folglich sei auch die Teilnahme von Gläubigen «an eventuellen neuen Zelebrationen» illegitim.

Damit schließt ein Kapitel ab, das nicht nur die persönliche Tragödie eines exzentrischen schwarzafrikanischen Erzbischofs bedeutete. Schon in Sambia bekam Milingo wegen seiner Heilungsrituale Ärger mit kirchlichen Kreisen. Er wurde 1983 nach Rom versetzt, erhielt dort den eigens geschaffenen Titel eines Sonderdelegierten im Migrantenrat - und setzte seine bisherige Arbeit fort. Seine Heilungsmessen und seine mitunter lautstarken Exorzismusrituale waren gefragt. Allerdings fühlte er sich auch in Italien vom kirchlichen Mainstream nicht verstanden, wie er später schrieb. Eine Diözese nach der anderen erteilte Milingo Auftrittsverbot. Er wurde zum Außenseiter, mit dessen Ideen sich niemand näher auseinandersetzte. Bis Milingo sich immer mehr von der katholischen Kirche entfernte und dem Werben der Moon-Sekte nachgab.

Im Mai 2001 schlug die Nachricht von Milingos Teilnahme an einer Massentrauung wie eine Bombe ein. Reverend Moon führte dem katholischen Erzbischof dabei die koreanische Akupunkteurin Maria Sung zu. Er habe gehofft, seine Ideen und seine Seelsorgearbeit bei Moon fortsetzen zu können - mit dem Segen des Papstes und seiner Kirche, schrieb Milingo in seinen «Memoiren». Aber bald bekam der Kirchenmann Gewissensbisse. Die Schwestern der von ihm gegründeten Kongregation riefen an und baten ihren «Vater» um Rückkehr. Die Seifenoper endete drei Monate später mit einer skurrilen «Entführung» Milingos durch Freunde aus der Dauerüberwachung der Sekte. Von einem Zwischenstopp in Mailand brachten sie ihn direkt zum Papst nach Castelgandolfo. Die Begegnung mit Johannes Paul II.
führte den Bischof auf den Pfad der Kirche zurück. Vorübergehend.

Nach einem Jahr Gebet und Meditation in einem argentinischen Kloster kehrte Milingo in die Öffentlichkeit zurück. Am Stadtrand Roms ließ er sich nieder und nahm, sichtlich geläutert, die Seelsorge unter seinen Anhängern wieder auf - bis er 2006 erneut verschwand.

Bei einer Pressekonferenz in Washington präsentierte er sich nun als Vorkämpfer für eine Lockerung des katholischen Pflichtzölibats und für die Priesterheirat. Als er am 24. September 2006 ohne Genehmigung Roms in Washington vier verheiratete Männer zu Bischöfen weihte, zog er sich die Exkommunikation zu, die zwei Tage später eigens vom Vatikan bestätigt wurde. Die Kirchenstrafe verband Rom mit Bekehrungs- und Rückkehrappellen an Milingo. Als er nun erneute Bischofsweihen vollzog - die Rede ist von dreien - verfügte der Vatikan als zusätzliche Strafe die Laisierung.