Beim Klimagipfel in Kopenhagen beginnt entscheidende Phase

Jetzt nicht locker lassen

Nach dem Ruhetag auf die Zielgerade: In Kopenhagen beginnt heute die zweite und letzte Woche des Weltklimagipfels, Auftakt der entscheidenden Ministerrunde ist am Mittwoch. Vertreter der Kirchen und Wirtschaft, Wissenschaftler und Umweltaktivisten aus Deutschland nehmen vor allem Angela Merkel in Pflicht.

 (DR)

In einem am Montag im Düsseldorfer "Handelsblatt" veröffentlichten Appell fordern die 71 namentlichen aufgeführten Unterzeichner die deutsche Regierungschefin auf, "nicht locker zu lassen, bis sichergestellt ist, dass sich die Regierungen in Kopenhagen auf ein rechtlich bindendes und ratifizierbares Abkommen einigen". Für Deutschland sei der Einsatz beim Klimaschutz eine "moralische Verpflichtung", die sich aus den bislang ausgestoßenen Treibhausgasen ableite.

Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehören mehrere evangelische und katholische Bischöfe sowie unter anderen Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin von "Brot für die Welt", Welthungerhilfe-Präsidentin Bärbel Dieckmann, der Musiker Thomas D. sowie der Präsident des Bundesverbandes Windenergie, Hermann Albers.

Weltweites Glockenläuten
Weltweit wurden am Sonntag ab 15 Uhr Ortszeit sieben Minuten lang Glocken geläutet, um auf die Bedrohung für den Klimawandel hinzuweisen. Aufgerufen zu der Aktion hatte der Ökumenische Rat der Kirchen. Das Geläut begann in Kirchen auf den Fidschi-Inseln im Südpazifik, um sich von dort aus über den ganzen Erdball zur erstrecken. Die Zahl von 350 Glockenschlägen richtete sich nach der kritischen Obergrenze der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre (350 Teilchen pro Million).

In Kopenhagen fand am Sonntagnachmittag ein ökumenischer Gottesdienst mit hochrangigen Kirchenvertretern und Politikern aus aller Welt statt. In seiner Predigt forderte das Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, von den Verhandlungsführern mutige und tatkräftige Entscheidungen. Zu den Teilnehmern des Gottesdienstes gehörte auch Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu. Der südafrikanische Alterzbischof hatte am Vormittag eine Liste mit mehr als einer halben Million Unterschriften für Klimagerechtigkeit an den Chef des UN-Klimasekretariates Yvo de Boer übergeben.

In einem leidenschaftlichen Appell erinnerte Tutu an die Dringlichkeit der Situation: "Wacht auf, reiche Länder", rief er den Verhandlungsführern in Kopenhagen zu. Die Proteste müssten bis zu einer Lösung weitergehen, wie damals vor dem Ende des Apartheid-Regimes in Südafrika und vor dem Fall der Berliner Mauer.

Kirche in Kopenhagen
Beim Gipfel war der Sonntag Ruhetag. Die bisherigen Gespräche Kopenhagen wurden auf Beamtenebene geführt. Ab Montag beraten die Fachminister. Die Beschlüsse fassen an den letzten beiden Tagen des Gipfels die Staats- und Regierungschefs.

Kirchen, Kirchenvertreter und kirchliche Hilfswerke sind in Kopenhagen stark vertreten. Sie verlangten bereits vor der Konferenz eine gerechte Lösung für die Folgen des Klimawandels. Dazu gehöre etwa, dass die Industrieländer ihrer Verantwortung gerecht werden und die stark von Umweltänderungen betroffenen Entwicklungsländer bei der Bewältigung ihrer Probleme unterstützen sollten. Papst Benedikt XVI. rief vor Beginn des Gipfels alle Menschen zu einem maßvollen und verantwortungsvollen Lebensstil auf. Das gelte vor allem mit Blick auf die Armen und die künftigen Generationen.

Die EU beklagte am Samstag mangelnde Fortschritte bei der Konferenz und erhöhte den Druck auf die USA und China. Bundesumweltminister Röttgen hält vor allem ein besseres Angebot von US-Präsident Barack Obama für notwendig, um einen Durchbruch zu erzielen.