Bischof Reinelt zum Entwurf der neuen Leipziger Propsteikirche

"Ein Signal für Deutschland und Europa"

Das Aussehen der neuen Leipziger Propsteikirche steht nach einem Architekten-Wettbewerb in seinen Grundzügen fest. Das Gotteshaus gegenüber dem Neuen Rathaus der Messestadt wird ein moderner kubischer Bau auf trapezförmigem Grundriss, den Gemeinderäume mit einem Glockenturm verbinden. In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte der Bischof von Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, am Sonntag in Leipzig, was ihm an dem Konzept gefällt und welche Verbesserungsvorschläge er noch hat.

 (DR)

Reinelt gehörte der Jury an. Leipzig ist die einzige deutsche Metropole ohne repräsentatives Gotteshaus im Zentrum.

KNA: Bischof Reinelt, wie fiel die Entscheidung über das Baukonzept der neuen Propsteikirche?
Reinelt: Es war ein spannender Wettbewerb unter den acht Architekten-Entwürfen der letzten Runde. Viele Vorschläge waren empfehlenswert, so dass nicht von vornherein klar war, wer siegt. Dass dann doch recht deutlich das Leipziger Architektenbüro schulz&schulz die Nase vorn hatte, war eine Überraschung.

KNA: Was gefällt Ihnen an diesem Konzept?
Reinelt: Es ist nicht spektakulär im negativen Sinne, sondern signalisiert Aktualität und Bescheidenheit zugleich. Mein erster Eindruck ist, dass sich die neue Propsteikirche ausdrücklich als offenes Gotteshaus präsentiert und zugleich Räume der Geborgenheit für diejenigen bietet, die das wollen. Außerdem gefällt mir das vorgesehene Fassadenmaterial sehr gut, der rötlich schimmernde Rochlitzer Porphyr ist ein lebendiger Stein.

KNA: Sie wollten einen Kirchenbau, der heutigen ökologischen Standards entspricht...

Reinelt: Es soll die erste Kirche bundesweit werden, die komplett umweltfreundlich ist. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hilft uns dabei zu prüfen, inwieweit Solaranlagen auf dem Dach und Wärmepumpen möglich und sinnvoll sind. Am wichtigsten ist aber eine gute Isolierung. In all diesen Punkten hat der Siegerentwurf nach Meinung der Experten am besten abgeschnitten.

KNA: Ist die Debatte um die Baugestalt damit beendet?

Reinelt: Das sicher nicht. Einiges muss noch weiterentwickelt werden, etwa im Gottesdienstraum. Nach bisherigem Konzept ist er noch etwas kantig und eckig. Außerdem frage ich mich, ob die Emporen sein müssen. Sie erinnern mich zu sehr an einen Zuschauerraum. Im Gottesdienst soll die Gemeinde aber aktiv mitfeiern. Bei der Gestaltung des Kircheninnern muss die Gemeinde noch besondere Mitsprachemöglichkeiten bekommen. Da warte ich auf weitere Vorschläge der Architekten, vielleicht werden wir auch einen Künstler hinzuziehen. Mit den Architekten würde ich außerdem gerne noch ins Gespräch kommen, ob die Fassade des Hauptbaus nicht ähnlich strukturiert werden könnte wie die des Turms durch die Schallschlitze.

KNA: Sie haben sich vorab gegen einen Kirchturm ausgesprochen, jetzt wird doch einer gebaut. Haben Sie sich überzeugen lassen?

Reinelt: Tatsächlich war ich ursprünglich gegen Türme. Aber ich habe mich bekehren lassen, weil die Öffentlichkeit in der Regel mit Kirche auch einen Turm verbindet.

KNA: Mit welchem bundesweiten Echo auf das Baukonzept rechnen Sie nun?

Reinelt: Ich bin vor allem gespannt auf die Reaktion meiner Bischofskollegen. Sie sind sofort hinter dem Projekt gestanden, wie übrigens auch viele Katholiken in ganz Deutschland. Schließlich hat die bundesweite Kollekte im vergangenen Februar zwei Millionen Euro gebracht, und das in einer Wirtschaftskrise. Dass wir als Diasporakirche mit dem Projekt so weit gekommen sind, ist ein Signal für ganz Deutschland, vielleicht sogar für Europa.

Das Interview führte Gregor Krumpholz.