Ex-Beatle McCartney will mit Fleischverzicht das Klima retten

Es geht um die Wurst

"All you need is meat", spotten seine Kritiker. Sir Paul McCartney lässt sich davon nicht beirren. Das Motto seiner Umweltschutz-Kampagne "Less meat - less heat" (Weniger Fleisch - weniger Hitze) führt ihn sogar bis vor das Europaparlament. Wenn jeder nur einen Tag in der Woche auf Fleisch verzichten würde, könnte die Erde ernsthaft profitieren, prophezeit der 67-jährige Ex-Beatle.

Autor/in:
Julia Grimminger
 (DR)

Wie Bob Geldof oder U2-Sänger Bono scheint McCartney unermüdlich in seinem Willen, die Welt zu verbessern. Seit den 1970er Jahren ist er Vegetarier und engagiert sich für den Tierschutz. In Brüssel wirbt er an diesem regnerischen Donnerstag vor den EU-Parlamentariern für sein Projekt. Im Vorfeld des Kopenhagener UN-Klimagipfels hat McCartney einen guten Zeitpunkt erwischt. Sein Statement gibt er in Gesellschaft von Umweltaktivisten, Ernährungs- und Klimaspezialisten ab, die Strategien für Kopenhagen diskutieren.

Der Ex-Beatle erklärt, dass Viehzucht ein Drittel des weltweiten Wasserverbrauchs schlucke. Daraus entstehende Abwässer enthielten Pestizide und Antibiotika. Auch die immensen Mengen an Futtermitteln hinterließen einen beachtlichen CO2-Fußabdruck. Zweifellos belastet der Landwirtschaftssektor die Umwelt. McCartney will deshalb «Verantwortung für die Zukunft anbieten» - und die klingt aus dem Mund eines Vegetariers fast bescheiden: Einmal in der Woche soll jeder auf Fleisch verzichten.

Katholiken müsste die Buletten-Blockade des Beatles leicht fallen.
Schließlich ist der fleischfreie Freitag aus Glaubensgründen lange selbstverständlich - zumindest theoretisch. Ganz praktisch propagiert dagegen das Max-Planck-Institut schon seit 25 Jahren eine
Erkenntnis: Landwirtschaft trägt zum Treibhauseffekt bei.

Auch McCartney ist von diesem Zusammenhang überzeugt. Er beruft sich auf Studien, die einen Zusammenhang zwischen Fleischproduktion und weltweiter Kohlenstoffdioxid-Emission herstellen. Weniger Fleisch gleich weniger CO2. Dass das Rind auf der Weide maßgeblich zur Erderwärmung beiträgt, ist unter Wissenschaftlern nicht mehr umstritten. Beim Verdauen der Nahrung setzen die potenziellen Steak-Lieferanten Methan frei. Das Problem dabei: Das Gas wirkt bis zu 23 mal stärker auf die Atmosphäre als Kohlendioxid. Bis zu neun Jahre bleibt es in der Luft.

Experten haben errechnet, dass die Fleischproduktion vier Fünftel der landwirtschaftlichen Emissionen erzeugt. Und eine fleischlastige Ernährung ist in der gesamten EU weit verbreitet, mit zunehmender Tendenz. Unter der Fleischeslust der EU-Bürger leiden vor allem jene, die oft nicht mal das Nötigste zu essen haben. Afrika etwa leidet bereits an zunehmenden Dürren und immer weniger frischem Wasser. Das weltweite «Überweiden» befeuert den Trend und treibt die Erwärmung der Erde noch weiter in die Höhe.

Der Präsident des Weltklimarates (IPCC), Rajendra Pachauri, sorgt sich besonders um die ärmsten Länder. «Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir den Menschen dort ihre Lebensgrundlage völlig entziehen.» Pachauri fürchtet eine Zunahme des Drogenhandels und der Migration; auch das Wasser werde immer knapper. Deshalb ruft er dazu auf, jede Maßnahme zur Minderung der CO2-Emissionen zu nutzen. Dazu gehört für ihn auch der Griff zum Tofu- statt zum Fleischburger.
Soja erzeugt in der Produktion zehn mal weniger Emissionen als Rindfleisch. Das dürfte Ex-Beatle McCartney schmecken.