Die Muslime in aller Welt begehen das Opferfest - Tierschützer gegen Schächten

Für die Tiere kein Fest

Mit dem Opferfest begehen die Muslime ab Freitag den Abschluss der Pilgerfahrt nach Mekka. An dem Tag werden Tiere geopfert, um die Nähe, das Wohlgefallen und die Vergebung Gottes zu erlangen. Zugleich steht der Gedanke des Teilens und friedlichen Miteinanders im Mittelpunkt. Das Opferfest ist - neben dem Fest des Fastenbrechens zum Abschluss des Ramadan - der zweite hohe Feiertag im Islam. Tierschützer appellieren an die Musklime, Tiere beim Schächten nicht zu quälen.

Autor/in:
Christoph Schmidt
 (DR)

Zweieinhalb Millionen Muslime aus aller Welt haben sich aufgemacht zur jährlichen Pilgerfahrt nach Mekka, die am Mittwoch begonnen hat. Aus Angst vor der Schweinegrippe sind es weniger als in den Vorjahren. Doch an den heiligen Stätten geht es nicht um die im Islam verpönten Schweine, sondern um Schafe und Ziegen, die zum Opferfest am Freitag zu Hunderttausenden von den Pilgern geschlachtet werden. Es ist der Höhepunkt der Wallfahrt und höchster Feiertag des Islam.

Mancher Pilger freut sich über die schattenspendenden Wolken am saudischen Himmel, denn zuvor verbringen die Gläubigen den Donnerstag entsprechend dem Ritus betend in der baumlosen Ebene von Arafat, 25 Kilometer östlich von Mekka. Hier bitten sie Gott um Vergebung ihrer Sünden und bekräftigen dies am nächsten Tag in der nahe gelegenen Stadt Mina mit der symbolischen Steinigung des Satan.

Feier eines neuen Lebensabschnitts
Für die Pilger ist das anschließende viertägige Opferfest deshalb auch die Feier eines neuen Lebensabschnitts, in den sie frei von Sünden gehen - und die ganze islamische Welt feiert mit. Das Fest erinnert an das Opfer Ibrahims, des biblischen Abraham, der auf Geheiß Gottes bereit war, seinen Sohn zu töten. Es erinnert daran, dass Gott dies in seiner Barmherzigkeit nur als Prüfung auferlegte und den Jungen schließlich doch verschonte, worauf Ibrahim einen Widder opferte. Nach dem Koran war der Sohn nicht Isaak, wie es in der Bibel heißt, sondern der ältere Halbbruder Ismail, Stammvater der Araber.

An diesem Tag ist jeder erwachsene Muslim, der es sich leisten kann, zur Opferung eines Tieres verpflichtet. Das Fleisch wird an die Familie, Freunde und Nachbarn sowie Bedürftige verteilt. Dieses Gebot der Armenspeisung hat sich in der jüngeren Vergangenheit zu großangelegten Hilfsaktionen mit globaler Reichweite entwickelt. Die Organisation Islamic Relief etwa hat 2008 nach eigenen Angaben das Fleisch von über 90.000 Tieren an 2,2 Millionen Bedürftige in 26 Ländern verteilt. Die türkisch-nationalistische Vereinigung Mili Görüs will bei ihrer Opferkampagne gar 850.000 Einzelspenden erhalten haben. Die Empfänger müssen nicht zwingend Muslime sein.
Neben karitativem Engagement spielt dabei zuweilen auch die Hoffnung eine Rolle, dass die Gespeisten aus Dankbarkeit zum Islam übertreten. Berichte darüber gibt es etwa aus Afrika.

Streit um das Schächten
Für dialoggesinnte Muslime hat das Opferfest wegen der zentralen Bedeutung Abrahams, auf den sich auch Christentum und Judentum berufen, eine interreligiöse Dimension. In der westlichen Welt steht eher der Streit um das Schächten der Opfertiere im Mittelpunkt. Dabei durchschneidet der Metzger die Halsschlagader und lässt das Tier ausbluten, weil der Islam den Verzehr von Blut verbietet. In Deutschland hatten islamische Verbände 2002 das Recht auf diese langsame und für die Tiere grausame Methode vor dem Bundesverfassungsgericht erstritten. Die Richter begründeten das Urteil mit der Religionsfreiheit. Tierschützer hat das nicht überzeugt. Sie verweisen darauf, dass der Tierschutz ebenfalls seit
2002 Staatsziel mit Verfassungsrang sei.

Öl auf die Wogen goss in diesem Jahr die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) in Köln. Sie rief dazu auf, Tiere beim Schächten nicht zu quälen. Es spreche nichts dagegen, sie vor der Schlachtung zum Beispiel durch einen Elektroschock zu betäuben. Metzger wissen aber, dass die Bewegungslosigkeit des Tieres dem Sinn des Schächtens widersprechen könnte, bei dem das Tier durch seine Zuckungen das vollständige Ausbluten selbst herbeiführen soll. Die gängige Praxis - und den Streit darum - dürfte die Empfehlung deshalb kaum beeinflussen.