Neuer Ruhrbischof Overbeck leistet Treueid auf Landesverfassung

Schwören und buchstabieren

Der künftige Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, hat am Mittwoch den Treueid auf die Verfassung von Nordrhein-Westfalen abgelegt. Bei der Zeremonie in der Düsseldorfer Staatskanzlei äußerte sich Ministerpräsident Jürgen Rüttgers erfreut darüber, dass "ein Mann das Hirtenamt übernimmt, der die Katholische Soziallehre zu buchstabieren weiß".

 (DR)

Nach dem Eid trug sich Overbeck, der am 20. Dezember feierlich in sein neues Amt eingeführt wird, ins Gästebuch der Landesregierung ein.

Rüttgers wies darauf hin, das Overbeck in einer Region Bischof werde, die radikal von Umbrüchen und Brüchen geprägt sei. Dies sei keine gemütliche Aufgabe. Der Auftrag laute, Gewissheit zu vermitteln, wo Bewährtes in Frage stehe. Derzeit gelte es, die Beschäftigten von Opel in Bochum im Blick zu haben.

Overbeck kündigte an, dass er als Ruhrbischof in der Tradition des ersten Essener Bischofs, Kardinal Franz Hengsbach, sich für die Solidarität im Bereich der Wirtschaft engagieren werde. «Der Konflikt zwischen Kapital und Arbeit, wie wir ihn an konkreten Beispielen aus der jüngsten Vergangenheit sehen, verpflichtet deutlich, für die Würde des Menschen und die verlässliche Ermöglichung von Arbeit zur Gestaltung eines Lebens in Freiheit einzutreten.»

Schutz der Familie
Als weitere Aufgaben für die Kirche nannte Overbeck die Bereiche Bildung und Schutz der Familie. Er sprach von ungeahnten Herausforderungen angesichts «der vielfältigen Formen nicht mehr geglückter familiärer Lebensformen». Zugleich entstünden «alternative Lebensweisen, die gerade die katholische Kirche vor Gewissensfragen stellen».

Overbeck würdigte, dass die Verfassungspräambel die Verantwortung der Politik vor Gott betone. Auch in Artikel 7 werde die Ehrfurcht vor Gott als Erziehungsziel benannt. «Das ist alles andere als selbstverständlich», betonte der designierte Essener Bischof und verwies auf das jüngste Kruzifix-Urteil des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs, das Kreuze in italienischen Klassenzimmern verbietet.

Nach dem Reichskonkordat von 1933 leisten die katholischen Bischöfe den Eid, bevor sie von ihrem Bistum «Besitz ergreifen». In der Eidesformel verspricht der Bischof, «die verfassungsmäßig gebildete Regierung zu achten» und in Ausübung des geistlichen Amtes jeden Schaden vom Land abzuwenden. Das 1933 zwischen dem Vatikan und den nationalsozialistischen Machthabern geschlossene Reichskonkordat ist nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus den 50er Jahren weiterhin gültig.

Nachfolger von Felix Genn
Overbeck (45), bislang Weihbischof für das Bistum Münster, war am 28. Oktober von Papst Benedikt XVI. zum neuen Essener Bischof ernannt worden. Er wird Nachfolger von Felix Genn, der nach fünfeinhalb Jahren an der Spitze des Ruhrbistums im Frühjahr 2009 auf den Bischofsstuhl in Münster gewechselt war.

Overbeck wurde am 19. Juni 1964 in Marl im nördlichen Ruhrgebiet geboren und wird jüngster Diözesanbischof in Deutschland. Er studierte Philosophie und Theologie in Münster und Rom. Am 10. Oktober 1989 weihte ihn Kardinal Joseph Ratzinger zum Priester. Im Juli 2007 wurde er zum Weihbischof ernannt. Mit dem rund 900.000 Katholiken zählenden Ruhrbistum übernimmt er eine der kleineren deutschen Diözesen. In einer Strukturreform wurden 259 Pfarreien zu 43 Großgemeinden fusioniert.