Kardinal Sterzinsky fordert rasche Auszahlung des Betreuungsgelds und zwar in bar

In bar oder bar jeder Vernunft?

Im Streit um das geplante Betreuungsgeld hat der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky das Misstrauen gegenüber Eltern kritisiert und die schnelle Einführung der Hilfe in bar gefordert. Es dürften nicht alle Erziehungsberechtigten unter Generalverdacht gestellt werden. Dagegen nennt das Kinderhilfswerk das Betreuungsgeld prinzipiell einen "Schmarrn". Die FDP scheint sich derweil mit ihrem Gutscheinmodell zumindest partiell durchsetzen zu können.

 (DR)

Kardinal Sterzinsky, der Vorsitzender der Bischöflichen Kommission für Ehe und Familie ist, lehnte er den Vorwurf ab, viele Eltern würden das Betreuungsgeld in die eigene Tasche stecken, ohne ihre Kinder davon profitieren zu lassen.  Wenn die Eltern das Geld sinnvoll einsetzten, komme es den Kindern auch zugute. Falls man dies Eltern nicht zutraue, sollten Angebote ausgebaut werden, um ihre Erziehungskompetenz zu stärken.

Sterzinsky forderte eine Barauszahlung des Geldes. Dies sei auch ein Ausgleich dafür, dass das Elterngeld anders als das vorher gezahlte Erziehungsgeld statt zwei Jahre nur maximal 14 Monate gezahlt werde, sagte Sterzinsky in Berlin. Von der kürzeren Laufzeit seien vor allem Geringverdiener, Arbeitslose und Alleinerziehende betroffen.

Seehofer: Betreuungsgutscheine in Ausnahmefällen
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat dagegen erstmals seine Bereitschaft für die Ausgabe von Gutscheinen in Ausnahmefällen zu erkennen gegeben. "Das Betreuungsgeld kommt und es kommt in bar", sagte Seehofer dem Düsseldorfer "Handelsblatt" (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht. Jedoch gebe es Fälle, in denen die Auszahlung als Gutschein die bessere Lösung sei. "In den wenigen Fällen, wo ein Gutschein überhaupt in Frage kommt, wird sich eine Lösung finden. Das könnten etwa Familien sein, die bereits beim Jugendamt besonders auffällig geworden sind", sagte Seehofer.

Das Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder zuhause erziehen, war auf Betreiben der CSU in den Koalitionsvertrag aufgenommen worden. Vor allem die FDP hält angesichts eines möglichen Missbrauchs eine Auszahlung als Gutschein für sinnvoll.

Kinderhilfswerk nennt Betreuungsgeld einen "Schmarrn"=
Das Deutsche Kinderhilfswerk kritisiert Pläne der Union für ein Betreuungsgeld. Der Präsident der Organisation, Thomas Krüger, sagte der "Frankfurter Rundschau" (Mittwochausgabe), es sei ein "Schmarrn", Eltern Geld zu geben, die ihre Kinder zu Hause betreuen wollen. "Einerseits frühkindliche Bildung auszubauen und andererseits Eltern mit 150 Euro pro Kind zu überreden, diese nicht in Anspruch zu nehmen, ist idiotisch", schimpfte Krüger.

Zugleich forderte Krüger die Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz. Deutschland verletze das Recht der Kinder auf Förderung und Bildung, sagte Krüger, dessen Organisation am Mittwoch in Berlin den Kinderreport 2010 vorstellen wollte, in dessen Mittelpunkt die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland steht.

Auch die SPD lehnt das geplante Betreuungsgeld strikt ab.
Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sprach am Mittwoch in Berlin von einem falschen Weg. «Der Anreiz, die Kinder zu Hause zu lassen, ist ein falscher Anreiz», meinte er. Ob es bei dieser Leistung um eine Barzahlung oder Gutscheine gehe, spiele dabei keine große Rolle.