Bernd Hagenkord über seine neue Aufgabe bei Radio Vatikan

"Ich muss Distanz wahren"

Bernd Hagenkord ist seit kurzem Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan. Der 41-jährige Jesuit übernahm das Amt im November von Eberhard von Gemmingen. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) berichtet der Westfale, wann er das erste Mal Radio Vatikan hörte und warum er Distanz zur Kurie halten muss.

 (DR)

KNA: Herr Hagenkord, wann haben Sie das erste Mal Radio Vatikan gehört?
Hagenkord: Ehrlich gesagt: Früher habe ich nie Radio Vatikan gehört. Das hat sich erst geändert, als ich vor zwei Jahren von meinem Ordensprovinzial erfuhr, dass ich als Leiter der deutschsprachigen Abteilung im Gespräch bin. In meinem Freundeskreis war es ebenso: Alle haben mich zwar zu der neuen Aufgabe beglückwünscht. Radio Vatikan, o wie toll! Doch gehört hatte es noch keiner.

KNA: Wie haben Sie sich auf die Arbeit bei Radio Vatikan vorbereitet?
Hagenkord: Bevor ich Jesuit und später Jugendseelsorger wurde, habe ich mehrere Semester Journalismus studiert. Von daher bringe ich schon einige Kenntnisse mit. Für die Lokalzeitung meiner Heimatstadt, das Ahlener Tageblatt, habe ich außerdem schon zu Schulzeiten als Reporter über Schützenfeste und Bürgervereinsitzungen berichtet. Später kam ein Praktikum in der Hamburger Redaktion der Bild-Zeitung hinzu. Als Praktikant beim Domradio in Köln habe ich dann im vergangenen Dezember den Hörfunkjournalismus von der Pike auf gelernt. Da wurde ich erst mal mit dem Mikro auf die Domplatte rausgeschickt.

KNA: In Ihrer Brust schlagen mehrere Herzen: Sie sind Priester, Jesuit und Journalist. Mit welchem Selbstverständnis gehen Sie an ihre neue Aufgabe?
Hagenkord: Natürlich bin ich Priester und Ordensmann, aber hier in Rom bin ich in erster Linie als Journalist. Radio Vatikan ist schließlich kein Verkündigungssender. Das heißt, ich muss eine professionelle Distanz zum «System» Vatikan wahren, zu dem wir gleichzeitig natürlich auch selbst zählen. Wir nehmen darin aber eben auch nur eine Beobachterrolle ein. Was in den vatikanischen Gremien passiert erfahren auch wir meist erst durch die Nachrichtenagenturen. In diesem Sinne gehöre ich also nicht zum System.

KNA: Welche Pläne haben Sie für Radio Vatikan?
Hagenkord: Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Zukunft dem Internetradio gehört. Mittel- und Kurzwelle, auf der wir gegenwärtig in Deutschland zu empfangen sind, hört ja kaum noch jemand. Ich würde deshalb gerne Nachrichtensendungen im Internet anbieten, die man sich dann auch abonnieren kann. Zudem könnte ich mir vorstellen, unseren Newsletter auszubauen.

KNA: Sie treten ein großes Erbe an. Hat Ihnen Pater von Gemmingen Ratschläge mit auf den Weg gegeben?
Hagenkord: Mein Vorgänger hat mir vor allem eine Superredaktion übergeben, mich allen wichtigen Leuten vorgestellt und ein volles Büro hinterlassen. Die Übergabe hat sehr gut geklappt. Ich bin natürlich kein zweiter Pater von Gemmingen. Es gibt schon allein wegen des Alters große Unterschiede zwischen uns, etwa in der Mediennutzung und dem Führungsstil. Doch vorerst bekomme ich jeden Tag noch etliche Mails mit der Anrede «Sehr geehrter Pater von Gemmingen».

Das Interview führten Thomas Jansen und Cornelia Lütkemeier.