Das Rote-Khmer-Tribunal geht in Schlussphase

Der Duch und Albert Speer

Der erste Prozess des Kambodscha-Tribunals zur Aufklärung der Verbrechen der Roten Khmer geht in die Schlussphase. Ab Montag werden die Plädoyers gehalten. Die Verteidigung kündigte bereits an, sich an der Strategie Albert Speers bei den Nürnberger Prozessen orientieren zu wollen.

 (DR)

Angeklagt wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen ist Kang Kek Eav, genannt Duch. Der 67-jährige ehemalige Mathematiklehrer war während der knapp vierjährigen Terrorherrschaft der Roten Khmer Leiter des Foltergefängnisses Tuol Sleng in Phnom Penh, in dem mehr als 14.000 Menschen ums Leben kamen.

Der französische Rechtsanwalt Francois Roux kündigte vor internationalen Medien an, seine Verteidigung Duchs basiere auf der Strategie von Albert Speer bei den Nürnberger Prozessen gegen hochrangige Nationalsozialisten. Der ehemalige Architekt und Rüstungsminister Hitlers habe sich zu seiner Verantwortung für die Verbrechen der Nazis bekannt und sich reumütig gezeigt. Wegen seiner Kooperationsbereitschaft wurde Speer zu 20 Jahren Haft statt zum Tode verurteilt.

Auch sein Mandant Duch habe sich im Laufe des Verfahrens zu seiner Verantwortung als Teil des Rote-Khmer-Systems bekannt und die Opfer um Verzeihung gebeten, sagte Roux. Deshalb habe er das Buch "The Two Worlds of Albert Speer" von Henry King, früherer US-Ankläger bei den Kriegsverbrecherprozessen in Nürnberg, zu den Akten gegeben.

Vier Tage für Plädoyers
In einer ersten Bilanz bewertete die Prozess-Beobachter-Organisation "Open Society Justice Initiative" den Verlauf des ersten Prozesses positiv. "Das Verfahren hat gezeigt, dass das Gericht in der Lage ist, erfolgreich die zahlreichen Herausforderungen zu meistern", sagte Sprecherin Heather Ryan am Freitag in Phnom Penh.

Insgesamt sind für die Plädoyers vier Tage vorgesehen. Zum Abschluss darf Duch selbst eine Stunde lang Stellung zur Anklage und zu den Plädoyers nehmen. Der Termin für die Urteilsverkündung steht noch nicht fest. Auch für den Beginn des Verfahrens in einem weiteren Fall ist noch kein Datum bekannt. Im "Fall 2" sollen vier Mitglieder der obersten Rote-Khmer-Führung vor Gericht stehen.