Not der Kinder weltweit verschärft sich

Schlimmer denn je

Zum 20-jährigen Jubiläum der UN-Kinderrechtskonvention haben in über 50 deutschen Städten Unicef-Gruppen zu verstärktem Einsatz für benachteiligte Kinder aufgerufen. Unter dem Motto "Hand drauf - Kinderrechte verwirklichen" sind zahlreiche Aktionen geplant. Die Not der Kinder weltweit hat sich nach durch die Finanzkrise verschärft.

 (DR)

Der Einbruch der Weltwirtschaft führe bei Kindern in den Entwicklungs- und Schwellenländern zu einem Anstieg von Armut, Hunger und Krankheiten, sagte die stellvertretende Unicef-Exekutivdirektorin Hilde Johnson am Donnerstag bei der Vorstellung des Jahresberichts ihrer Organisation in Berlin.

Bis heute fehlten jedem zweiten der rund 2,2 Milliarden Kinder auf der Erde grundlegende Dinge wie ausreichende Nahrung, sauberes Wasser, medizinische Versorgung, Schulbildung und ein Dach über dem Kopf, heißt es in dem Bericht «Zur Situation der Kinderrechte in der Welt».

Danach steigt aufgrund hoher Nahrungsmittelpreise und Missernten die Zahl der unterernährten Kinder weiter an. Rund 200 Millionen Kinder unter fünf Jahren seien durch chronischen Nahrungsmangel in ihrer Entwicklung geschädigt.

Zudem seien die ärmsten Kinder von den Naturkatastrophen in Folge des Klimawandels am meisten betroffen, sagte die ehemalige norwegische Entwicklungshilfeministerin Johnson. Ihr Krankheitsrisiko wachse durch starke UV-Strahlung und Infektionen wie Lungenentzündung, Durchfall und Malaria. Die wachsenden sozialen Gegensätze weltweit führten dazu, dass benachteiligte Kinder «mehr und mehr abgehängt werden». In den Entwicklungsländern gehen UNICEF zufolge nur 65 Prozent der ärmsten Kinder zur Schule.

Kindersterblichkeit geht zurück
Erste Erfolge meldete Johnson im Kampf gegen die Kindersterblichkeit. Starben 1990 noch 13 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag, seien es heute noch knapp neun Millionen. Als Herausforderung nennt der Bericht dagegen die Ausbeutung von Kindern als billige Arbeitskräfte und den Handel mit Kindern. Weltweit würden derzeit rund 150 Millionen Fünf- bis 14-Jährige arbeiten. Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation seien allein im Jahr 2000 rund 1,2 Millionen Kinder von Menschenhändlern wie Ware verkauft und etwa 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche für Prostitution und Pornografie ausgebeutet worden.

Für Deutschland stellte UNICEF-Botschafterin und Fernsehmoderatorin Sabine Christiansen eine zunehmende Kluft zwischen armen und reichen Familien und den Bildungschancen von Kindern fest. Fast jedes sechste Kind wachse bereits in Armut auf und die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss steige an. Christiansen warnte angesichts der demografischen Entwicklung vor einer Politik zu Lasten der Jüngsten in der Gesellschaft. Dabei forderte sie erneut die Aufnahme der Kinderrechte in das Grundgesetz.