Alois Glück zu seinen künftigen Aufgaben

"Ehrliche Bestandsaufnahme"

Eine "ehrliche Bestandaufnahme über die Situation des Laienkatholizismus" fordert der neu gewählte Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) kündigte er am Freitag in Bonn an, er wolle in den ersten drei Monaten des Jahres 2010 in Klausurtagungen mit dem Präsidium und dem Hauptausschuss des ZdK die künftigen Aufgaben des obersten katholischen Laiengremiums in Deutschland beraten.

 (DR)

KNA: Herr Glück, wo sehen Sie Ihre wichtigsten Aufgaben als neuer Präsident des ZdK? Was wollen Sie zuerst anpacken?
Glück: Im ersten Quartal des Jahres 2010 will ich in Klausurtagungen mit dem Präsidium und dem Hauptausschuss die künftigen Aufgaben beraten. Engagement innerhalb der Kirche und Engagement in Gesellschaft und Staat sind dabei nicht Gegensätze, sondern die zwei Seiten der Medaille. Dabei müssen wir uns auf die absehbaren Entwicklungen einstellen und auch eine ehrliche Bestandaufnahme über die Situation des Laienkatholizismus machen. Der Schwerpunkt der Aufgaben des ZdK ist das Engagement als Katholiken in einer offenen und pluralen Gesellschaft. Insgesamt sind wir als Kirche zu sehr mit uns selbst beschäftigt.

KNA: Wie wollen Sie weiter mit den Bischöfen zusammenarbeiten? Wie kann das Vertrauen nach dem Brockmann-Eklat wieder hergestellt werden?
Glück: Im ZdK und in der Bischofskonferenz ist der Wille zu intensiver und vertrauensvoller Zusammenarbeit ausgeprägt. Gerade auch nach den Irritationen im Frühjahr. Die Gemeinsame Konferenz ist der richtige Ort für offenen Austausch. Wir sollten vor allem auch beraten, welche Aufgaben und Themen aufgrund der Entwicklungen in Kirche, Gesellschaft und Staat uns herausfordern und wo und wie wir auch gemeinsam handeln.

KNA: Manchen Bischöfen gehen insbesondere Stellungnahmen des ZdK zu innerkirchlichen Fragen wie zum Pflichtzölibat, zur Verwendung von Kirchensteuern oder zu Reformen in den Bistümern zu weit. Wollen Sie da zurückstecken, oder wird sich das ZdK weiter an diesen Debatten beteiligen?
Glück: Wenn wir in den Laienorganisationen und im ZdK auch schwierige innerkirchliche Fragestellungen nicht mehr aufgreifen würden, würde dies die Resignation der Laien und die Entfremdung in und zur Kirche fördern.

KNA: Nach Einschätzung von Beobachtern ist auch der gesellschaftliche Einfluss des ZdK gesunken. Wie lässt sich das ändern? Sehen Sie neue Arbeits- und Aktionsformen?
Glück: Wir sind am Anfang tiefgreifender Veränderungen, Umbrüche, in unserem Land und weltweit. Die nächsten 10 Jahre und darüber hinaus werden schwieriger und anspruchsvoller als die vergangenen. Die damit verbundene Verunsicherung führt zu einer neuen Offenheit für Werte, für Religionen, für neue Ordnungen. Immer mehr Menschen erkennen, dass unsere heutige Art zu leben nicht zukunftsfähig ist.

Pauschal gesprochen müssen wir unseren Beitrag zur Entwicklung einer zukunftsfähigen Kultur einbringen. Dieser notwendige Wandel ist das umfassende und große Zukunftsthema. Mit dem Christlichen Menschenbild, der Christlichen Soziallehre, mit einer Kultur der Verantwortung haben wir hier viel einzubringen. Das muss bei den einzelnen Aufgaben konkretisiert werden. Ich wünsche mir kompetente und selbstbewusste Katholiken, die sich einmischen.