Umweltschützer und Kirchen mahnen vor UN-Klimakonferenz konkrete Fortschritte an

Gedämpfter Optimismus

Knapp drei Wochen vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen wächst der Druck auf die Staatengemeinschaft. Die katholische EU-Bischofskonferenz fordert die europäischen Staaten auf, die Entwicklungsländer im Kampf gegen den Klimawandel großzügiger zu unterstützen. Die Hilfe sei "eine Frage der Gerechtigkeit", sagte der Präsident der Bischofskonferenz, Adrianus van Luyn, in Brüssel.

 (DR)

Die Industrieländer seien zum Großteil für den Klimawandel verantwortlich. Sie dürften die armen Länder nicht mit Almosen abspeisen, so van Luyn.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen rechnet trotz schwieriger Verhandlungen weiter mit einem Erfolg des Gipfels. Scheitern sei keine Option, sagte er am Mittwoch im Deutschlandfunk. Röttgen erwartet eine politische Vereinbarung, die über eine reine Absichtserklärung hinausgehe. Darin müssten die Einzelheiten für ein rechtlich verbindliches Abkommen geregelt sein, das im kommenden Jahr zustande kommen solle.

Die Chance auf ein Abkommen
Auch mehrere Umwelt- und Entwicklungsorganisationen zeigten sich optimistisch. «Wir glauben, dass in Kopenhagen die Chance besteht, ein substanzielles Abkommen hinzubekommen», sagte der politische Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals. Gerüchte über ein Scheitern des Gipfels würden von «Spin-Doctoren und Nebelwerfern» besonders aus den USA gezielt gestreut, um die Erwartungen herunterzuschrauben.

Barbara Unmüßig vom Vorstand der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung betonte: «Kopenhagen kann aber den Durchbruch bringen, wenn die Industrieländer ernsthaft und glaubhaft ihre Klimaziele vorlegen und bereit sind, entsprechende Summen bereitzustellen.» Der Norden habe eine besondere Verantwortung.

Erderwärmung mit katastrophalen Folgen
Der UN-Bevölkerungsfonds UNFPA warnte vor den katastrophalen Folgen der Erderwärmung für die Armen. «Der Klimawandel könnte die hart errungenen Entwicklungsgewinne der letzten Jahrzehnte umkehren», heißt es im neuen Weltbevölkerungsbericht.

Durch Wassermangel, verursacht durch die Erwärmung, drohten der Landwirtschaft extreme Schäden. Zu befürchten seien auch mehr Überschwemmungen und Stürme. Eine weitere Verknappung der Lebensmittel wäre die Folge. Von den rund 6,8 Milliarden Menschen auf der Erde hungern laut UN rund eine Milliarde Menschen. Der UNFPA rechnet mit einem Anstieg der Weltbevölkerung auf 9,1 Milliarden Menschen bis zur Mitte des Jahrhunderts.

Feilschen um Reduzierung
In Kopenhagen soll über ein Nachfolgeabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz beraten werden. Ziel ist eine Reduzierung des Ausstoßes klimaschädlicher Treibhausgase. Der Weltklimarat fordert, dass die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius begrenzt werden muss, um gravierende Folgen zu vermeiden. Zwischen den großen Industrie- und Schwellenländern zeichnet sich jedoch keine Einigung auf verbindliche Reduktionsziele bis 2020 ab.

Hilfswerke fordern im Kampf gegen globale Krisen wie den Klimawandel und den weltweiten Hunger eine radikale Umkehr. «Es geht nicht nur um ein bisschen Umwelt, sondern um einen radikalen Umbruch der gesamten Gesellschaft», sagte der Sprecher von Social Watch Deutschland, Klaus Heidel, in Berlin. Auf der Tagesordnung stehe der Umbau der gesamten Produktionsweise sowie der Konsumgewohnheiten. Die Welt kämpfe nicht nur gegen eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, sondern auch gegen Klimakrise, Wasserkrise, Hungerkrise und Energiekrise im Süden, die sich gegenseitig bedingten.