NRW kündigt nach Studentenprotesten Verbesserungen an

Erste Erfolge

Angesichts der anhaltenden Studentenproteste hat nordrhein-westfälische Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) konkrete Verbesserungen der Studienbedingungen angekündigt. Kirchliche Bildungsexperten äußerten Verständnis für die Proteste und unterstützten die Forderungen nach einer Reform des Studiums.

 (DR)

Arbeitgeber betonten dagegen, dass ein Bachelor-Abschluss in Unternehmen nicht als Schmalspurstudium angesehen werde. Studenten und Schüler in NRW setzten am Mittwoch ihre Proteste gegen schlechte Lernbedingungen in mehreren Städten fort.

Pinkwart erklärte, dass die Landesregierung bereits in Gesprächen mit den Hochschulen sei, um die Lehrprogramme zu überarbeiten. So seien in einigen Studiengängen und an einigen Standorten nicht so viele Klausuren wie bisher am Ende eines Semesters nötig, sagte er am Mittwoch im WDR. "Auch das eine oder andere Prüfungsfach müssen wir nicht zwingend mit einer Klausur belegen, weil das vom Studiengang her eigentlich nicht erforderlich ist", erklärte der Minister. Er habe auch kein Problem damit, wenn Bachelor-Studiengänge acht statt sechs Semester dauern: "Es gibt mehrere Hochschulen, die das in Nordrhein-Westfalen schon längst tun."

Bessere individuelle Betreuung nötig
Der kirchliche Bildungsexperte Hans-Martin Lübking hält die Kritik der Studenten für berechtigt. Die Studieninhalte wie auch die Prüfungen seien immer mehr verdichtet worden, kritisierte der Leiter des Pädagogischen Institutes der westfälischen Landeskirche in Schwerte. Außerdem werde durch Studiengebühren die soziale Auslese an den Hochschulen verschärft. Nötig ist nach Auffassung Lübkings eine bessere individuelle Betreuung der Studenten an den Hochschulen. Grundsatz müsse sein: "Jeder, der bei uns studiert, ist willkommen." Der Pädagoge kritisierte außerdem zu wenig Vorbereitungsangebote der Schulen für künftige Studenten.

Auch das Evangelische Studienwerk Villigst mahnte Nachbesserungen im Hochschulstudium an. "Wesentliche Intentionen des Bologna Prozesses sind nachweislich nicht erfüllt worden", sagte der Leiter des bundesweiten Studienwerkes, Lothar Knatz, in Schwerte. Er begrüßte Ankündigungen von Bundsbildungsministerin Anette Schavan (CDU), handwerkliche Fehler bei der Umsetzung der Studienreform zu korrigieren. "Auch Bachelor-Studenten haben einen Anspruch auf ein qualifiziertes Studium", unterstrich Knatz. Er mahnte Verbesserungen beim Übergang zum Master-Studium, beim Wechsel des Studienortes und bei der Integration von Auslandssemestern an.

Auch Grünen-Bundesfraktionschefin Renate Künast unterstützte die Proteste der Studenten. "Unser Bildungssystem ist ungerecht, unterfinanziert und führt zu sozialer Spaltung", sagte sie der Essener WAZ-Mediengruppe (Mittwochsausgaben). Arbeitgeber äußerten sich dagegen positiv über das Bachelor-Studium. "Unternehmen schätzen an Bachelor-Absolventen vor allem die Fähigkeit zur Anwendung ihres Wissens in der beruflichen Praxis", sagte Thomas Sattelberger, Vorsitzender des Arbeitskreises Hochschule/Wirtschaft bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post".

Zehntausende Studenten waren am Dienstag bundesweit für bessere Studienbedingungen auf die Straße gegangen. Die Aktionen wurden an zahlreichen Hochschulen auch am Mittwoch fortgesetzt.