Guttenberg stockt deutsche Kampftruppen in Kundus auf

"Hier ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen"

Wegen der immer gefährlicheren Situation im nordafghanischen Kundus schickt Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zusätzliche Truppen in die Region. Mitte Januar komme eine zusätzliche Infanteriekompanie der Bundeswehr mit 120 Soldaten, sagte Guttenberg am Freitag bei einem Besuch in Kundus. Die Truppen verstärken die derzeit 450 deutschen Eingreifkräfte vor Ort, die zum Kampfeinsatz gegen die Taliban bereitstehen.

 (DR)

Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen war Guttenberg am Freitagmorgen in Kundus eingetroffen. Er wollte sich ein Bild von der Lage ind er Krisenregion machen, in der der bislang folgenschwerste Militäreinsatz der Bundeswehrgeschichte stattfand. Anfang September hatte dort ein deutscher Oberst einen Luftangriff auf zwei von den Taliban entführte Tanklaster angefordert, bei dem nach NATO-Angaben bis zu 142 Menschen getötet wurden, darunter auch Zivilisten.

«Hier ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen», sagte Guttenberg vor seiner Rückreise nach Berlin. Insgesamt sind im Wiederaufbauteam in Kundus derzeit rund 1000 Soldaten der Bundeswehr stationiert.

Guttenberg war am Donnerstag überraschend zu seinem ersten Besuch nach Afghanistan gereist. Dabei sprach der Minister unter anderem mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai in Kabul und besuchte das Bundeswehrfeldlager in Masar-i-Scharif. Am Freitag gab es in der afghanischen Hauptstadt erneut einen Selbstmordanschlag vor einem Militärlager im Osten der Stadt, bei dem laut Kabuler Kriminalpolizei drei Afghanen verletzt wurden.

Am Donnerstagabend bekräftigte Guttenberg vor deutschen Soldaten, der Einsatz müsse in «absehbarer Zeit auch einmal verzichtbar sein». Dafür müsse Afghanistan aber selbst für seine Sicherheit sorgen können. Die Bundesregierung werde der afghanischen Regierung deutlich machen, «dass uns Lippenbekenntnisse nicht genügen». Anfang Dezember steht im Bundestag die Verlängerung der Afghanistan-Mandate für die Schutztruppe ISAF und den Anti-Terror-Einsatz «Enduring Freedom» zur Abstimmung.