Am Montag beginnen im Vatikan die Gespräche mit den Piusbrüdern

Kaum Verhandlungsspielraum

Ein Dreivierteljahr nach der Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft wird der Vatikan am Montag Verhandlungen mit den Traditionalisten aufnehmen. Ziel der Gespräche ist aus Sicht des Heiligen Stuhls die "Verwirklichung der vollen Gemeinschaft mit der Kirche". Vatikanbeobachter erwarten einen Kompromiss.

Autor/in:
Bettina Gabbe
II. Vatikanisches Konzil: Papst Paul VI. hier mit Bischöfen aus fünf Erdteilen  (KNA)
II. Vatikanisches Konzil: Papst Paul VI. hier mit Bischöfen aus fünf Erdteilen / ( KNA )

Nach Auffassung der Priesterbruderschaft St. Pius X. geht es hingegen darum, Irrtümer und fälschliche Interpretationen der katholischen Lehre auszuräumen, die sich nach Auffassung der Traditionalisten mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) in der katholischen Kirche verbreitet haben.

Rom macht eine Anerkennung der Konzilslehren zur Bedingung für eine volle Wiederaufnahme in die katholische Kirche. Bislang dürfen die vier Bischöfe weder Kirchenämter ausüben noch Gottesdienste feiern. Eine solche Anerkennung schließen die Traditionalisten jedoch kategorisch aus.

Papst: Kein Bruch mit der Tradition
Mangels inhaltlicher Einigung könnte ein Kompromiss aus Sicht mancher Vatikanbeobachter in der Formel liegen, dass die Lefebvrianer das Konzil "im Licht der Tradition" anerkennen. Damit dürften sie diejenigen Inhalte, die einen Bruch mit der Vergangenheit bedeuten, ablehnen, ohne aus der Kirche ausgeschlossen zu werden. Papst Benedikt XVI. weist Interpretationen, nach denen die Konzilsväter Neuerungen beschlossen hätten, vehement zurück. Es sei kein Bruch mit der Tradition sondern deren Fortführung, wird der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation nicht müde zu betonen.

Der 1991 gestorbene Gründer der Priesterbruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre, hatte die Dokumente des Konzils zunächst gebilligt. Wenige Jahre später lehnte er darin enthaltene Reformen wie Dialog mit anderen Kirchen und Religionen sowie Gewissens- und Religionsfreiheit jedoch als häretisch ab. Nach der Weihe von vier Bischöfen ohne päpstliche Zustimmung von 1988 wurde die Kirchenstrafe der Exkommunikation für den weihenden Lefebvre und die Geweihten ausgesprochen.

Unter den vier neuen Traditionalistenbischöfen befand sich auch der Brite Richard Williamson, der in einem Fernsehinterview unmittelbar vor der Begnadigung der Bischöfe durch Benedikt XVI. im Januar den Holocaust geleugnet hatte. Weltweite Irritationen über Williamsons Rehabilitierung bemühte sich der Papst zu bereinigen, indem er sich wiederholt zum Dialog mit den Juden bekannte und nicht zuletzt bei seiner Israelreise den Holocaust verurteilte.

Erstes Gespräch 2005
Bereits nach dem ersten Gespräch zwischen ihrem Generaloberen Bernard Fellay und dem neu gewählten Papst Benedikt XVI. im Sommer 2005 machte die Priesterbruderschaft die zwei Jahre später dann erfolgte Öffnung der Amtskirche gegenüber der alten lateinischen Messe zur Bedingung für eine Aussöhnung. Es könne "keine Lösung der Gemeinschaftsfrage geben, wo die tridentinische Messe auf ein Sonderstatut eingeengt wird", hieß es.

Bei den Gesprächen mit dem Vatikan muss es aus Sicht der Traditionalisten zudem um den Einfluss der modernen Philosophie und des Zeitgeistes auf die Kirche und liturgische Erneuerungen gehen. Der Generalobere ist überzeugt, dass "die Lösung für die Krise eine Rückkehr zur Vergangenheit ist". Eine solche "Wiederherstellung der Kirche" werde sich über mehr als eine Generation hinziehen, "vielleicht sogar ein Jahrhundert".

Inhaltliche Verhandlungsbereitschaft signalisierte die Priesterbruderschaft bislang nicht. Nach kanonischem Recht wäre jedoch ein Akt der Buße Vorbedingung für die Aufhebung der Kirchenstrafe der Exkommunikation gewesen. Die aus römischer Sicht illegalen aber gültigen Bischofsweihen, die die Kirchenstrafe nach sich zogen, waren nach Überzeugung der Traditionalisten unbedingt erforderlich für den Erhalt der katholischen Überlieferung. Um ihr Bestehen auch künftig zu sichern, weihten sie in den vergangenen Monaten trotz gegenteiliger Aufforderung des Vatikans mehrere Geistliche.