EKD-Synode in Ulm wählt neue "Regierung" - Spannung um Huber-Nachfolge

Die Protestanten sortieren sich neu

Die Evangelische Kirche in Deutschland setzt den turnusmäßigen Wechsel ihrer Spitze fort. Nachdem im Mai die neu gewählte Synode zusammengetreten war und mit der grünen Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt eine neue Präses gewählt hatte, wählt das Parlament der Protestanten bei seiner Tagung in Ulm einen neuen Rat, der die Funktion der "Regierung" wahrnimmt. Die spannenste Frage: Wer beerbt den Ratsvorsitzenden Bischof Huber?

Autor/in:
Norbert Zonker
EKD-Synode: Folgt Bischöfin Käßmann auf Bischof Huber (epd)
EKD-Synode: Folgt Bischöfin Käßmann auf Bischof Huber / ( epd )

Insgesamt scheiden mehr als die Hälfte der Ratsmitglieder aus. Besondere Aufmerksamkeit findet die Wahl des oder der neuen Ratsvorsitzenden, nachdem Amtsinhaber Wolfgang Huber aus Altersgründen nicht wieder kandidiert.

Die Wahl fällt in turbulente Zeiten. Innerkirchlich ist der von Huber maßgeblich forcierte Reformprozess «Kirche der Freiheit», zu dem im September in Kassel eine «Zukunftswerkstatt» eine Zwischenbilanz nach drei Jahren zog, noch lange nicht abgeschlossen. Ob er erfolgreich zu Ende gebracht wird, liegt nicht zuletzt an der neuen Ratsleitung. Damit verbunden ist die weitere Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017, die in der kommenden sechsjährigen Amtszeit in die entscheidende Phase tritt.

Neue Wege der Kooperation
Im Blick auf die Ökumene gilt es, nach den jüngsten Irritationen um eine kritische Beurteilung der katholischen Kirche in einem eigentlich internen EKD-Papier neue Wege der Kooperation zu beschreiten. Die sichtbar gewordenen Verwerfungen verweisen jenseits der mittlerweile bereinigten atmosphärischen Trübungen auf unterschiedliche Vorstellungen vom Ziel der ökumenischen Dialoge.

Für den Ratsvorsitz kann theoretisch jedes Ratsmitglied vorgeschlagen werden; bisher kamen die Ratsvorsitzenden aber immer aus dem Kreis der Bischöfe. Als Favoritin gilt weithin die Hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann, die vor sechs Jahren in Trier gegen Huber unterlegen war. Die 51-jährige lutherische Theologin gehört zu den wenigen protestantischen Bischöfen, die auch in einer säkularen Öffentlichkeit bekannt sind. Wenn sie gewählt wird, werden beide EKD-Spitzenämter von Frauen wahrgenommen.

Sollte Käßmann die Mehrheit verfehlen, werden auch die Landesbischöfe Jochen Bohl (Dresden), Ulrich Fischer (Karlsruhe) und Frank Otfried July (Stuttgart) immer wieder als aussichtsreiche Kandidaten gehandelt. Der rheinische Präses Nikolaus Schneider steht mit seinen 62 Jahren nicht mehr für eine sechsjährige Amtszeit zur Verfügung, gleiches gilt für den ein Jahr jüngeren Bayerischen Landesbischof Johannes Friedrich.

Bei allen Spekulationen ist zudem zu beachten, dass kaum alle 9 leitenden Geistlichen, die für den neuen Rat kandidieren, auch unter den 14 Gewählten sein werden; dem bisherigen Rat gehören 6 Bischöfe und Kirchenpräsidenten an.
Thema Ehrenamt im Fokus
Neben den Wahlen steht die Verabschiedung des Haushaltsplans für 2010 auf der Tagesordnung der Synode. Das Schwerpunktthema, zu dem es wie üblich eine «Kundgebung» - also eine Resolution - geben wird, lautet diesmal «Ehrenamtliches Engagement in Kirche und Gesellschaft». Ein eigener Tagesordnungspunkt außer den üblichen Berichten der EKD-Gremien und Werke ist dem EKD-Reformprozess gewidmet. Zudem sollen Änderungen des Disziplinargesetzes der EKD, des Kirchenbeamtengesetzes, des Kirchengesetzes über die Mitarbeitervertretungen sowie ein Kirchengesetz zum Schutz des Seelsorgegeheimnisses verabschiedet werden.