Konferenz der katholischen Militärseelsorger

Vom "Jugendpfarrer" zum Missionar

Bis Freitag tagt in Berlin die Gesamtkonferenz der katholischen Militärseelsorger. Im domradio-Interview spricht Generalvikar Militärgeneralvikar Walter Wakenhut über neue Aufgaben und wachsende Herausforderungen.

 (DR)

domradio: Zum Auftakt Ihrer Konferenz haben Sie den Lagebericht zur katholischen Militärseelsorge vorgestellt. Wie sieht die Situation denn aus?
Wakenhut: Die Situation der Katholischen Militärseelsorge ist zurzeit nicht schlecht, man kann fast sagen, gut. Wir haben von 91 Dienststellen die allermeisten besetzt. Allerdings gibt es sehr schmerzliche Vakanzen, gerade im Norden bei der Seefahrt. Aber wir sind daran, Leute dahin zu gewinnen. Die entscheidende Frage ist, wie wir die jetzige gute Situation nicht einfach genießen, sondern wir müssen uns zukunftsfähig machen: Wie schaut es in der Militärseelsorge aus, wenn in 5 bis 10 Jahren aus, wenn die Diözesen keine Leute mehr haben, die sie für die Militärseelsorge freistellen können? Wie kann dann die Kirche unter den Soldaten weiter bestehen? Das ist ein drängendes Problem, mit dem wir uns auch in diesen Tagen auseinandersetzen müssen.

domradio: Soldaten sind in ihrem Einsatz direkt mit Tod und Sterben konfrontiert. Ist in dieser Hinsicht die Aufgabe der Militärseelsorger schwieriger als in anderen Bereichen?
Wakenhut: Ich denke, dass sich für unsere Militärpfarrer und die Pastoralreferenten im Einsatz dieses Problem immer wieder stellen wird. Wir haben deswegen auch diese Konferenz unter das Thema "An der Grenze stehen - Leben und Sterben, Hoffnung und Angst, Tod und Totengedenken" gestellt. Das Ehrenmal der Bundeswehr im Bendlerblock und die vielen Gedenksteine und -tafeln in den Feldlagern zeigen davon, dass sich Soldaten mit diesem Problem ernsthaft auseinandersetzen. Dieses Problem, das ihrem Beruf praktisch mitgegeben ist. Die Aufgabe vom Militärpfarrer ist nicht, die Soldaten zu irgendeinem Tun zu motivieren, sondern sie in diesen schwierigen Situationen zu begleiten und vor allen Dingen ihr Gewissen zu schärfen, dass sie das, was sie tun, mit ihrer eigenen Überzeugung und ihrem eigenen Gewissen vereinbaren können.

domradio: Seit nun knapp 20 Jahren führt die Bundeswehr nun Auslandseinsätze durch. Wie haben sich sie die Aufgaben der Militärseelsorger in dieser Zeit verändert?
Wakenhut: Der Standortpfarrer ist zum Einsatzpfarrer geworden. Das zeigt vielleicht am besten die Situation auf, in der wir zurzeit stehen. Die Tätigkeit unserer Militärseelsorger vollzieht sich zum größten Teil im Einsatz. Das hat auch das Profil der Pfarrer entscheidend verändert. Früher war mehr der "Jugendpfarrer" gefragt, heute ist es mehr der Missionar.

domradio: Was erwarten Sie für die Zukunft der Soldaten und der Militärseelsorge?
Wakenhut: Ich hoffe auf eine Zukunft für uns alle. Auf dass wir trotz aller Schwierigkeiten in unserer Kirche immer die notwendigen Seelsorger haben werden. Und mein innigster Wunsch für die Soldaten ist der, dass ihr Einsatz Sinn macht, dass sie wirklich zum Frieden und Wohlergehen der Völker beitragen können und dass sie  alle gesund an Leib und Seele heimkehren können.