WWF fordert von UN-Forstkongress Abkommen gegen Entwaldung

"Es muss ein Umdenken geben"

Am Sonntag hat in Buenos Aires der 13. Weltforstkongress begonnen. Er findet alle sechs Jahre statt. Bis einschließlich Freitag diskutieren 4500 Experten aus aller Welt, eines der wichtigsten Themen in diesem Jahr ist die Erderwärmung. Der WWF fordert von dem Treffen der Vereinten Nationen ein internationales Abkommen. Die Entwaldung müsse in vielen Teilen der Erde bis 2020 gestoppt werden, so Nina Griesshammer im domradio-Interview.

 (DR)

domradio: Warum kann sich die Welt es sich nicht leisten, die Wälder noch länger täglich in diesem Umfang abzuholzen?

Griesshammer: Zum einen ist es immer noch ein katastrophaler Verlust an biologischer Vielfalt, also an Arten, an Lebensgrundlage für viele Ureinwohner in den Ländern direkt. Zum anderem bedroht es auch unser Klima, auch ganz konkret bei uns. Wenn die Wälder weiterhin zerstört werden, bleibt es dabei dass 20 Prozent des weltweiten Ausstoßes von Treibhausgasen alleine durch die Zerstörung von Wäldern verursacht werden.

domradio: Nehmen wir mal die Lebensgrundlage der Ureinwohner. Welche Konsequenzen gibt es für sie?

Griesshammer: Wenn der Wald wirklich durch große Konzerne kahlgeschlagen wird, verlieren die Ureinwohner ihre Heimat und ihre Lebensgrundlage. Die brauchen den Wald, so wie wir leider die Städte brauchen. Das sind ihre Arbeitsstätte und ihre Nahrungsgrundlage.

domradio: Sie setzen besonders auch auf private Waldbesitzer und die verarbeitende Industrie. Warum?

Griesshammer: Es muss ein Umdenken in der Holz- und Papierindustrie geben, denn es gibt Methoden, wie Wälder nachhaltig bewirtschaftet werden, wie man den Rohstoff Holz nutzen kann, ihn aber so aus dem Wald bringen kann, dass der Wald selbst für Tiere, Pflanzenarten und Menschen erhalten bleibt. Hier kann die Industrie ein Umdenken einleiten. Aber ganz klar: Die Forderung geht auch an Regierungen.

domradio: Was fordern sie, um dem Abholzen Einhalt zu gebieten, zum Beispiel von Berlin?

Griesshammer: Dass sie sich um EU-Rahmen einsetzt für ein Gesetz gegen illegale Holzimporte. Bis heute kann man in Deutschland und auch in der EU Holz aus illegalen Quellen auf dem Markt kaufen, und es gibt bis heute Gesetz dagegen. Ein solches Gesetz wird zurzeit auf EU-Ebene diskutiert.

domradio: Was erhoffen Sie sich von dem Weltforstkongress, der gerade begonnen hat?

Griesshammer: Wir hoffen, dass es ein internationales Abkommen gibt, das die Entwaldung bis 2020 stoppen wird. Das ist ein vielfältiges Terrain. Das Abkommen muss mehrere Maßnahmen beinhalten, von illegalem Holzeinschlag bis hin zur nachhaltigen Nutzung. Das ist ein ganz großes Gesamtpaket.