Neues Museum nach 70 Jahren wiedereröffnet

Merkel bei Nofretete

Das jahrzehntelang kriegszerstörte Neue Museum auf der Berliner Museumsinsel ist am Freitag von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kulturstaatsminister Bernd Neumann feierlich wiedereröffnet worden. Damit kehrte auch die weltberühmte Büste der ägyptischen Königin Nofretete an ihren ursprünglichen Ausstellungsort zurück.

Autor/in:
Volker Resing
 (DR)

Nofretete hat ein neues Zuhause - ihr altes. Die über 3.300 Jahre alte Büste der Frau von Pharao Echnaton kehrt in das wiedererrichtete Neue Museum auf der Berliner Museumsinsel zurück. Nach 70 Jahren im Exil steht eines der Berliner Wahrzeichen wieder dort, wo es schon ab 1924 die Besucher beeindruckte. Neu ist ihre unmittelbare Umgebung: Von ihrem erhöhten Sockel im halbdunklen Nordkuppelsaal blickt Nofretete auf frühchristliche Bibeltexte.

An diesem Freitag wurde der nach Plänen von Star-Architekt David Chipperfield erneuerte Bau im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eröffnet. Von einem "historischen Tag" spricht Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Denn durch das Neue Museum ist erstmals seit Kriegsbeginn 1939 das einmalige Ensemble von fünf historischen Ausstellungshäusern auf der Spreeinsel wieder komplett für die Öffentlichkeit zugänglich.

Wiederaufbau nicht historisierend
Parzinger verteidigte am Donnerstag erneut die umstrittene, 212 Millionen Euro teure bauliche Umsetzung durch Chipperfield. Keineswegs finde eine "Monumentalisierung der Zerstörung" statt. Vielmehr gebe es die weltweit einmalige Situation, die verschiedenen historischen Schichten der musealen Entwicklung an einem Bauwerk abzulesen, erklärte er vor Journalisten.

Chipperfield rekonstruierte das 1843 von Friedrich August Stüler erbaute Haus nicht historisierend, sondern konservierte lediglich die historischen Überreste und ergänzte sie durch Neueinbauten. Entstanden ist eine ungewohnte Raum- und Gebäudewirkung, bei der sich überall kleine Details des Vergangenen und doch auch neue architektonische Einfälle entdecken lassen. Spektakulär ist etwa das neue Treppenhaus, das zwar modern ausgeführt wurde und doch die historischen Proportionen aufnimmt.

Das Evangelium der Maria Magdalena
Unter dem Dach des Neuen Museums, das für das Publikum am Samstag geöffnet ist, haben jetzt nicht nur die Ägyptische Sammlung, sondern auch das Museum für Vor- und Frühgeschichte sowie die Antikensammlung ihren Platz. Neben den großen Berühmtheiten wie der Nofretete und dem Troja-Schatz gehören auch kleine Höhepunkte und Besonderheiten zu dem Haus.

Im Niobiden-Saal, der als einziger den Krieg und die DDR-Zeit fast unbeschadet überdauerte, liegen wertvolle Papyrusfragmente und weitere Schriftstücke in schwach beleuchteten Glasschaukästen. Zum Schutz der historischen Überreste müssen die Objekte per Knopfdruck einzeln aus den Schränken hervor gefahren werden. Und da kommt Überraschendes ans Licht: So verwahrt Berlin das Evangelium der Maria Magdalena. Die apokryphe Schrift stammt aus dem vierten bis siebten Jahrhundert und ist koptischen Ursprungs. Und auch frühe christliche Zeugnisse aus Äthiopien oder dem arabischen Raum lassen sich im Neuen Museum entdecken.