Kirchen glätten vor Spitzentreffen in Karlsruhe die Wogen um EKD-Papier

"Wir spielen jetzt nicht die beleidigte Leberwurst"

Vor ihrem heutigen Spitzentreffen bemühen sich Vertreter der beiden großen Kirchen, die Wogen im Streit um ein internes Papier der Evangelischen Kirche in Deutschland zu glätten. Er sei zuversichtlich, dass das gestörte Vertrauen wiederhergestellt werde, sagte der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Ludwig Müller, im domradio-Interview. Unterdessen mehren sich innerhalb der EKD Stimmen, die den Vorfall als beschämend bezeichnen.

 (DR)

In einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" distanzierte sich der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, von dem Papier: "Dieser flapsige, ja sogar hämische Ton ist völlig unangemessen, so reden wir nicht übereinander."

Auch der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, bedauerte den Inhalt des Textes. Er habe sich bei Erzbischof Robert Zollitsch für die entstandenen Irritationen telefonisch entschuldigt, sagte Huber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Insbesondere die Urteile über Personen bezeichnete Huber als "unzutreffend und unangebracht". Langfristige Entwicklungen in der Ökumene seien jedoch zutreffend beschrieben. "Es ist nicht alles falsch an dem Papier", so der EKD-Ratsvorsitzende.

Der evangelisch-lutherische Landesbischof in Bayern, Johannes Friedrich, zeigt Verständnis für die Verstimmung katholischer Bischöfe. Vor einer Fortsetzung des turnusgemäßen ökumenischen Gesprächs müsse erst einmal das Vertrauensverhältnis wiederhergestellt werden, sagte Friedrich am Dienstag dem Münchner Kirchenradio.

Klärendes Gespräch in Karlsruhe
Bischof Gerhard Ludwig Müller hofft auf ein "reinigendes Gewitter". Der Ökumenische Kirchentag 2010 in München oder die für Ende Oktober in Augsburg angesetzte Feier der Unterzeichnung der katholisch-lutherischen Erklärung zur Rechtfertigungslehre vor zehn Jahren sind laut Müller "nicht ernsthaft gefährdet". Die Rechnung derer, die auf einen Abbruch der Beziehungen zwischen beiden Kirchen hinarbeiteten, dürfe nicht aufgehen. "Wir spielen jetzt nicht die beleidigte Leberwurst und schlagen die Tür zu", versicherte der Bischof. "Wir werden deutlich machen, dass einzelne Störmanöver die Ökumene nicht aufhalten können."

Auslöser der Verstimmungen ist ein in den vergangenen Tagen in die Öffentlichkeit gelangtes internes EKD-Papier des Hannoveraner Oberkirchenrats Thies Gundlach. Darin äußert sich Gundlach kritisch über den ökumenischen Dialog. Für Irritationen sorgten bei den katholischen Bischöfen insbesondere Passagen des Papiers, in denen die Lage der katholischen Kirche in Deutschland analysiert wird. Wie ein "angeschlagener Boxer" werde sie angesichts unklarer Vorgaben aus dem Vatikan "zwischen öffnenden Gesten und ruppiger Abgrenzung" taumeln, heißt es darin.

Heute treffen sich in Karlsruhe je drei Bischöfe beider Seiten zu einem klärenden Gespräch.