Katholischer Sozialkongress fordert mehr europäische Solidarität

Teilen statt Egoismus und Materialismus

Mit einem Aufruf zu mehr europäischer Solidarität ist am Sonntag in Danzig der erste Sozialkongress der EU-Bischofskommission COMECE zu Ende gegangen. Darin betonen die rund 500 Delegierten aus 29 Ländern die Bedeutung der Solidarität zwischen den Generationen, innerhalb Europas sowie mit der Welt.

 (DR)

Mit Blick auf die weltweite Wirtschaftskrise forderte sie unter anderem wirksame Strukturen zur Regulierung der Finanzmärkte und die Einhaltung der versprochenen Hilfen für die Entwicklungsländer.

Die Erklärung wurde feierlich vor der Werft der Ostseestadt verlesen, in der 1980 die Gewerkschaft und Freiheitsbewegung "Solidarnosc" gegründet wurde. Der dortige Kampf von Arbeitern und Intellektuellen für die humane und soziale Dimension der Arbeit habe zum Fall des Eisernen Vorhangs und zur europäischen Einigung geführt, heißt es in dem Aufruf. An den "1. Katholischen Sozialtagen für Europa" nahmen außer Bischöfen unter anderen Politiker, Wissenschafter und Repräsentanten katholischer Hilfswerke teil.

"Dient einander in Liebe"
Als Lehre aus der Wirtschaftskrise müssten "Egoismus, Utilitarismus und Materialismus Platz machen für das Teilen", so der Appell.  Solidarität solle ein Leitprinzip wirtschaftlichen Handelns werden. Für die Zukunft Europas sei der christliche Grundsatz "Dient einander in Liebe" von zentraler Bedeutung. Er verlange, dass der Staat und die öffentlichen Institutionen Freiräume für selbstbestimmtes Handeln achten und die sozialen Beziehungen stärken, damit jeder seine Möglichkeiten ausschöpfen könne.

Zugleich kritisierten die Teilnehmer des Sozialkongresses, dass manche Menschen Verantwortung nur für sich selbst anerkennen würden.
Im Schlussgottesdienst rief der Danziger Erzbischof Slawoj Leszek Glodz zur Verteidigung von christlichen Werten auf. Es sei beunruhigend, dass immer mehr Europäer den Wert der Familie bezweifelten und mit Hilfe von Biotechnologie Leben manipuliert werde. Künstliche Befruchtung, Klonen und Sterbehilfe stellten eine Gefahr dar.

Andacht am Samstag auf der Danziger Westerplatte
Mit einer ökumenischen Andacht war am Samstag auf der Danziger Westerplatte an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren am 1. September 1939 erinnert worden. Dabei wandte sich der ehemalige Präsident des Europaparlaments, Hans-Gert Pöttering (CDU), gegen diejenigen Katholiken, die sich angewöhnt hätten, die Europäische Union mehr zu kritisieren als ihre Erfolge zu betonen. Sie sollten lieber die Politiker unterstützen, die die gemeinsamen Werte vertreten würden.

Zu weiteren prominenten Teilnehmern an dem viertägigen Kongress gehörten unter anderen EU-Innenkommissar Jacques Barrot und der Münchner Erzbischof und COMECE-Vizepräsident Reinhard Marx. Die Kommission der Bischofskonferenzen der EU-Staaten war 1980 gegründet worden, um der katholischen Kirche gegenüber den europäischen Institutionen mehr Gewicht zu verleihen.