Bischof Gebhard Fürst über die Rolle der Kirche in den Medien

"Ausschluss des Religiösen"

Der katholische Medienbischof Gebhard Fürst hat die mediale Berichterstattung über Religion und Kirche als unzureichend kritisiert. Es gebe einen "unfairen Ausschluss des Religiösen aus der Öffentlichkeit", sagte der Rottenburg-Stuttgarter Bischof am Sonntag bei einer Veranstaltung in Stuttgart.

 (DR)

Als einen Grund nannte Fürst, dass Journalisten Religiöses als Privatsache ansähen. Gewalt nehme als Thema in den Nachrichten im Verhältnis zum Thema Kirche den 50-fachen Raum ein.

Der Bischof betonte, trotz einer gesamtgesellschaftlichen Erosion des christlichen Glaubens gingen in seinem Bistum zwischen 10 und 20 Prozent der Katholiken und damit fast 300.000 Menschen regelmäßig in die Kirche. Es bedürfe jedoch "großer Lobbyarbeit", dass die Medien beispielsweise an Fronleichnam über die "demonstratio" der Gläubigen berichteten. Die deutlich geringere Zahl der Ostermarschierer habe es in den Medien leichter.

Veranstaltungsreihe: Was wird aus unseren Kirchen?
Fürst äußerte sich auch zum Appell des früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU), das Lehrverbot gegen den Tübinger Theologen Hans Küng aufzuheben. Er habe Küng eingeladen, auf wissenschaftlicher Ebene neu über die 1979 umstrittenen Fragen wie Christologie und die Unfehlbarkeit des Papstes zu sprechen, erläuterte der Bischof. Wenn sich dabei keine großen Unterschiede zur Position der katholischen Kirche mehr zeigten, habe er kein Problem, dies auch Papst Benedikt XVI. zu sagen. Küng habe dieses Angebot aber abgelehnt.

Auf absehbare Zeit sieht der Bischof keine Möglichkeit für eine gemeinsame Mahlsfeier von Katholiken und Protestanten. Man dürfe den Menschen nicht Gemeinschaft vorgaukeln, wo es sie nicht gebe. Der Bischof betonte, innerhalb der evangelischen Kirche gebe es eine große Spannbreite an Ansichten über das Abendmahl. Das Gespräch fand im Rahmen einer Veranstaltungsreihe "Hirten heute: Was wird aus unseren Kirchen?" im Haus der Geschichte Baden-Württemberg statt.