Würzburger Messweinstiftung liefert gute Tropfen für den Altar

"Geistliche sind Wein-Freaks"

Die Kirchtürme Würzburgs sind in Blickweite, ihr Geläut deutlich zu hören - ideale Voraussetzungen also für jene Müller Thurgau- und Silvaner-Trauben, aus denen einmal Messwein werden soll. Auch die Namen der beiden Lagen passen dazu: Am Würzburger Pfaffenberg und auf der Abtsleite wächst auf etwa 3,5 Hektar die Grundlage, aus der das altehrwürdige Juliusspital jedes Jahr 10.000 Flaschen Messwein keltert - im Auftrag der Ignaz Kolb'schen Messweinstiftung, gegründet vom gleichnamigen Würzburger Weinhändler im Jahr 1918.

Autor/in:
Christian Wölfel
 (DR)

"Kolb ging es darum, die Geistlichkeit immer mit günstigem und gutem Messwein zu versorgen", erzählt Horst Kolesch, der heute das Weingut des Juliusspitals leitet. Dies sei auch nötig gewesen, denn oft sei schlechter Wein, etwa aus Algerien, an die Priester verkauft worden. Offensichtlich ein Graus für den erfolgreichen Weinhändler, der sich von seiner Sorge um das finanzielle und kulinarische Wohl des Klerus den Lohn im Himmel versprach. Noch heute werden - wie in der Stiftung verfügt - Messen für Kolb in der Kapelle des Seniorenstifts gefeiert.

"Geistliche sind Wein-Freaks", sagt Kolesch über die Kundschaft der Messweinstiftung. Sie würden nicht nur qua Beruf die Materie herangeführt, sondern seien meist auch sehr gut in der Verkostung - also der Geschmacksprobe. "Die stellen da schon Ansprüche." Dazu zählten vor allem Priester in einem Umkreis von etwa 100 Kilometern rund um den Würzburger Kiliansdom. Auch in der Bischofskirche selbst komme Messwein der Stiftung auf den Altar.

Eigene Verordnung für Messweine
Halbtrocken und trocken - in diesen beiden Varianten werden die guten Tropfen nach den strengen Kriterien für Messwein ausgebaut, der Müller Thurgau in der Literflasche für 6,10 Euro, beim Silvaner sind es 70 Cent mehr. "Saftige Weine auf niedrigem Niveau von Säure und Restsüße", charakterisiert Kolesch die Tropfen.

1976 hat die Deutsche Bischofskonferenz zum Messwein eine eigene Verordnung herausgegeben, angelehnt an das deutsche Weingesetz. Nur Qualitätsweine dürfen demnach in der Liturgie verwendet werden. Es muss also mindestens ein Kabinett oder eine Spätlese sein, gern wird aber auch eine Auslese oder gar ein Eiswein genommen. Erlaubt ist nur die Trockenzuckerung. Dies sei eine Aufweichung alter Kirchenrechtsvorschriften gewesen, nach denen nur naturreiner Wein für die Eucharistie zugelassen war, bedauert Kolesch. "De genimine vitis" (aus der Frucht des Weinstocks) soll der Traubensaft sein, ohne jeden Zusatz.

Wer den Messwein kauft, tut auf jeden Fall ein gutes Werk
Doch trotz der Liberalisierung darf nicht jeder Winzer auch Messwein
anbauen: 32 Lieferanten gibt es im Bistum Würzburg, ausgewählt vom Ordinariat. Alle fünf Jahre werden Geschäftsführer und Kellermeister auf die Einhaltung der Vorschriften vereidigt. Dazu gehört, dass der Wein auch explizit als Messwein ausgezeichnet und somit nicht kommerziell vertrieben wird. Er soll sakralen Zwecken vorbehalten sein. Die Stiftung stellt eine gewisse Ausnahme dar, trägt sie doch im Namen schon das Wort Messwein, wodurch sich eine zusätzliche Kennzeichnung erübrigt. Das ermöglicht den begrenzten Verkauf außerhalb des Klerus.

Wer den Messwein kauft, tut auf jeden Fall ein gutes Werk. Denn der Gewinn fließt zu zwei Dritteln in soziale Projekte des Juliusspitals, der Rest steht dem Bischof für ebensolche zur Verfügung. Reich werde die Stiftung mit dem Messwein nicht, sagt Kolesch. Große Preissteigerungen sind auch nicht drin. Denn im sogenannten "Oberpflegamt" - einem Gremium des Spitals - sitzen auch Pfarrer. Die entscheiden mit, was die Tropfen kosten dürfen.