Geteiltes Echo auf den Friedensnobelpreis für Barack Obama

Demütiger Preisträger

Nicht nur der Preisträger selber zeigte sich erstaunt am Freitag über die Ehre, die ihm zuteil gekommen war. "Ich bin sehr demütig und überrascht", sagte ein sichtlich bewegter Barack Obama im Rosengarten des Weißen Hauses. Wenige Stunden zuvor hatte das Nobel-Komitee ihn zum Träger seines Friedenspreises in diesem Jahr erklärt. Die Reaktionen weltweit fallen unterschiedlich aus: von Spott in seiner Heimat USA bis Jubel in Europa.

 (DR)

Neun Monate nach seinem Amtsantritt hat US-Präsident Barack Obama den Friedensnobelpreis zugesprochen bekommen. Damit würdigt das norwegische Nobel-Komitee seinen Einsatz für Verständigung, Abrüstung, Klimaschutz und die friedliche Lösung von Konflikten. "Obama hat als Präsident ein neues Klima in der internationalen Politik geschaffen", erklärte das Komitee am Freitag in Oslo. Deutsche und internationale Politiker begrüßten die Ehrung des US-Präsidenten. Obama nannte den Preis eine Auszeichnung für die Führungsrolle Amerikas.

"Ich bin sehr demütig und überrascht, seit ich die Entscheidung des Nobel-Komitees erfahren habe", sagte ein sichtlich bewegter Obama im Rosengarten des Weißen Hauses. "Ich werde den Preis als Ansporn für alle Nationen entgegennehmen, gemeinsam den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts entgegenzutreten", versprach er. Zugleich bekräftigte er sein Bekenntnis zur Abrüstung. Eine Welt, in der Atomwaffen und ein "nuklearer Holocaust" mehr Menschen als je zuvor bedrohten, dürfe nicht toleriert werden.

Obamas Vision für eine Welt ohne Nuklearwaffen hatte das Nobel-Komitee zuvor besonders gewürdigt. Zudem lobte es das neue Verhältnis Washingtons zu den Vereinten Nationen und den Einsatz der neuen US-Regierung für den Klimaschutz.

Obama ist seit dem 20. Januar als erster schwarzer US-Präsident im Amt. Der 48-jährige Demokrat kündigte unter anderem die Schließung des umstrittenen Gefangenenlagers Guantánamo auf Kuba an. Bei der UN-Vollversammlung im September in New York startete er eine Initiative zur nuklearen Abrüstung. International hatte der erste afro-amerikanische Präsident der USA zudem mit dem Verzicht auf das Raketenabwehrsystem in Osteuropa, einer neuen Haltung zum Iran und seinem Bemühen um einen Dialog mit dem Islam neue Wege beschritten. Im Juni warb er in einer Rede in Kairo für einen Neuanfang in den Beziehungen zur islamischen Welt. "Der Kreislauf von Verdacht und Zwietracht muss enden", sagte er und plädierte für Zuhören, Lernen und Respekt auf beiden Seiten.

Glückwunschschreiben aus aller Welt
Obama erhielt Glückwunschschreiben aus aller Welt. Bundespräsident Horst Köhler schrieb, Obamas Engagement für eine friedliche Zusammenarbeit zwischen Staaten und Völkern finde durch die hohe Auszeichnung "verdiente Anerkennung und Würdigung". Im Glückwunschschreiben von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) heißt es, die Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis sei "Ausdruck der Wertschätzung" einer Politik, die auf Dialog setze und für Respekt zwischen den Kulturen stehe. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, das Nobel-Komitee setze ein "wichtiges Signal der Unterstützung für die kooperative Politik des amerikanischen Präsidenten".

Zu den ersten internationalen Gratulanten gehörten zudem EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der frühere südafrikanische Präsident Nelson Mandela. Barroso erklärte in Brüssel, der Staatschef der größten Militärmacht der Welt habe auf allen Kontinenten Hoffnung auf eine Welt ohne Atomwaffen verbreitet. Mandela erklärte in Johannesburg, der Preis werde Obama bestärken, sich weiter für Frieden und den Kampf gegen Armut einzusetzen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte in New York, Obama verkörpere einen neuen Geist des Dialogs, sagte Ban in New York. Der Vatikan würdigte das internationale Engagement des bekennenden Christen Obama "vor allem auf dem Feld der atomaren Abrüstung".

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, sagte dem epd: "Ich verstehe diese Entscheidung als starke Ermutigung an Obama, dass er seinen Weg der multilateralen Diplomatie weitergeht." Allerdings seien mit der Verleihung hohe Erwartungen verbunden. Von Obama würden konkrete Schritte erwartet, was beispielsweise eine neue Runde von Abrüstungsgesprächen angehe.

Spott der Gegner
Konservative US-Politiker reagierten zum Teil mit Spott auf die Auszeichnung. US-Amerikaner fragten sich, was Obama denn wirklich bewirkt habe als Präsident, sagte Michael Steele, Vorsitzender der Republikanischen Partei. Obamas Star-Image habe bei seiner Ernennung zum Friedensnobelpreisträger "unermüdliche Aktivisten" verdrängt, die wirklich etwas erreicht hätten für Frieden und Menschenrechte.

Der Preis ist mit knapp einer Million Euro dotiert und wird am 10. Dezember verliehen. Er geht zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren in die USA. 2007 waren der ehemalige Vizepräsident Al Gore und der Weltklimarat ausgezeichnet worden. Obama ist nach Theodore Roosevelt (1906) und Thomas Woodrow Wilson (1919) der dritte US-Präsident, der während seiner Amtszeit ausgezeichnet wird.