In Danzig starten die ersten europäischen Sozialtage der Katholischen Kirche

Solidarität als Herausforderung

In Danzig hat am Donnerstag der erste europäische Sozialkongress der EU-Bischofskommission COMECE begonnen. An den "Katholischen Sozialtagen für Europa" nehmen rund 600 Christen aus 30 Ländern teil.

 (DR)

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx ruft zu mehr Einsatz für soziale Gerechtigkeit auf. Europa brauche eine starke katholische Sozialbewegung, um die Finanz- und Wirtschaftskrise zu überwinden, sagte Marx am Freitag beim ersten europäischen Sozialkongress der EU-Bischofskommission COMECE in Danzig.
Politischer Pragmatismus reiche zur Lösung der Probleme nicht aus.

Die Kirche müsse einen positiven Gesellschaftsentwurf einbringen, der eine langfristige Perspektive habe, so Marx, der Vizepräsident der COMECE ist. Er erinnerte daran, dass der Begriff der Solidarität in besonderer Weise mit dem Tagungsort Danzig verknüpft sei. Vor 30 Jahren habe Papst Johannes Paul II. bei seinem ersten Besuch in seiner polnischen Heimat eine soziale Bewegung in Gang gesetzt, aus der die Gewerkschaft "Solidarnosc" hervorgegangen sei. Diese Erfahrung zeige: "Solidarität kann nicht verordnet werden, es gibt keinen Rechtsanspruch auf Solidarität, aber Solidarität ist unabdingbar für ein Zusammenleben in Frieden und Freiheit", so Marx.

Eröffnung am Donnerstag
Die bis Sonntag dauernde Veranstaltung steht unter dem Motto "Solidarität als Herausforderung für Europa". Der COMECE-Präsident und Rotterdamer Bischof Adrianus van Luyn rief die Katholiken in Europa zu sozialem Engagement auf. Angesichts der materiellen Grenzen seien vereinte Anstrengungen notwendig, um gemeinsam mehr erreichen zu können. Die Wirtschaftskrise dürfe die europäischer Solidarität nicht beeinträchtigen, forderte van Luyn.

Zugleich kritisierte der Bischof die "derzeitige Europamüdigkeit".
Sie entstehe dadurch, dass politische Entscheidungen nicht angemessen in der öffentliche Diskussion wahrgenommen würden. Die Folge sei eine "gegenseitige Entsolidarisierung von Regierenden und Regierten".

Ökumenisches Gebet auf der Danziger Westerplatte
An dem Kongress nehmen unter anderen der Gründer der polnischen Gewerkschaft "Solidarnosc" und ehemalige Staatspräsident, Lech Walesa, der Präsident von Caritas Europa, Erny Gillen, und Bischöfe aus mehreren Ländern teil. Am Schlusstag soll eine gemeinsamer Appell veröffentlicht werden. Für Samstag ist ein ökumenisches Gebet auf der Danziger Westerplatte vorgesehen, mit dem an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren am 1. September 1939 erinnert werden soll.

Dem Organisationskomitee gehören außer Vertretern der COMECE unter anderen auch Repräsentanten des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) an. Katholische Sozialtage gibt es bislang nur in wenigen Ländern Europas, etwa in Polen, Italien und Frankreich. Das Treffen in Danzig sei der erste Versuch, ein Treffen auf europäischer Ebene zu organisieren, so die EU-Bischofskommission.