Hunderte verfolgen Seligsprechung von Frater Eustachius Kugler

Public Viewing vor dem Regensburger Dom

Public Viewing, Erbensuppe und kostenlose Schals - es war ein ungewöhnlicher Sonntag auf dem Regensburger Domplatz. In der Kathedrale wurde Frater Eustachius Kugler (1867 bis 1946), der frühere Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder seliggesprochen. Und im Freien feierten die Gläubigen dieses Ereignis.

Autor/in:
Holger Stiegler
 (DR)

Nach über 40 Jahren hatte Papst Benedikt XVI. im Januar ein Wunder auf die Fürsprache des Ordensmannes offiziell anerkannt, so dass seiner Erhebung zur Ehre der Altäre nichts mehr im Wege stand. Dabei handelte es sich um einen schweren Autounfall, den ein junger Schlosser 2001 unbeschadet überlebt hatte.

Bereits vor Beginn der kirchlichen Feierlichkeiten hatte das "Volksfest mit katholischem Charakter" begonnen. Biergarnituren, Essenstände und jede Menge Information warteten auf die Pilger. So konnten die vielen Besucher allerlei erfahren über den Orden der Barmherzigen Brüder, der 1540 im spanischen Granada von Johannes von Gott gegründet worden war. Ordensbrüder und Mitarbeiter aus der ganzen Welt, vor allem aber aus Bayern und Österreich, stellten ihre Einrichtungen vor.

Immer wieder wurde über das Leben von Frater Eustachius gesprochen. 1867 war er in Neuhaus bei Nittenau zur Welt gekommen. In München absolvierte der Sohn eines einfachen Dorfschmieds später eine Schlosserlehre, bei der er sich kurz vor dem Abschluss so verletzte, dass eine Ausübung des Berufs nicht mehr möglich war. Dann aber trat er noch vor seinem 26. Geburtstag in den Orden der Barmherzigen Brüder ein und widmete sein Leben Gott sowie den Kranken und Bedürftigen.

"Ich bewundere Frater Eustachius"
Eine ganz besondere Beziehung hatte der Frater zu Regensburg, wo er maßgeblich für den Bau des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder verantwortlich war. "Wenn es die Barmherzigen Brüder und ihr Krankenhaus nicht gäbe, wäre Regensburg ein Stück ärmer", sagt Angelika Sinner. Die Regensburgerin war selbst schon zweimal als Patientin in Deutschlands größter katholischer Klinik. "Ich bewundere Frater Eustachius, deswegen bin ich heute auch da", so die 54-Jährige, die sich unter die vielen Gläubigen gemischt hatte.

Bestens gesorgt war auf dem Domplatz für die Verpflegung der Menschen aller Altersklassen. Die Malteser gaben Erbensuppe mit Würstchen, Wasser, Bananen und Müsliriegel aus. Auf der Bühne stimmten derweil verschiedene Musikgruppen Lieder wie "Knocking on heaven's door" und "Über den Wolken" an. Großer Beliebtheit erfreuten sich auch die orangefarbenen Eustachius-Kugler-Schals, die kostenlos verteilt wurden. Bis 12 Uhr waren alle 2.500 Stück an die Pilger gebracht. Wer leer ausging, konnte sich statt dessen mit einem Eustachius-Kugler-T-Shirt für 6,50 Euro oder einem Eustachius-Kugler-Schlüsselanhänger für fünf Euro trösten.

Nach dem Gottesdienst ein Prozessionszug
Die Seligsprechungsfeier selbst verfolgten viele Gläubige über Großleinwand im Freien. Da der Dom nur rund 1.300 Menschen fasst, wurde die Feier, geleitet von Bischof Gerhard Ludwig Müller und Erzbischof Angelo Amato, dem Präfekten der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse, auf den Vorplatz, in die Alte Kapelle sowie in die Kirche St. Johann übertragen. Überall nahmen die Anwesenden den vollzogenen Akt der Seligsprechung mit viel Applaus auf.

Nach dem Gottesdienst formierte sich ein Prozessionszug, der den Schrein mit den Reliquien des Ordensmannes vom Dom zur Krankenhauskirche Sankt Pius übertrug. Diese hatte Frater Eustachius einst zusammen mit dem Klinikbau errichten lassen, dorthin zog er sich auch stets zum stillen Gebet zurück. Im Seitentrakt soll der Selige nun endgültig seine letzte Ruhe finden.