Indonesien: Behörden rechnen noch mit 4.000 Verschütteten

Die Hoffnung schwindet

Im Erdbebengebiet von Westsumatra ist die Zahl der Toten auf 1.100 angestiegen. Die indonesischen Behörden und Rettungsteams rechneten am Wochenende mit mindestens 4.000 Menschen unter den Trümmern der eingestürzten Häuser in den Städten Padang und Pariaman. Die beiden Städte sind nach Medienberichten schwer zerstört.

 (DR)

Besonders dramatisch ist die Situation in abgelegenen Dörfern, in denen noch keine Hilfstrupps angekommen sind. Dutzende Dörfer an den umliegenden Hügeln sind von Erdrutschen verschüttet. Nach Schätzungen des UN-Kinderhilfswerks UNICEF und der indonesischen Behörden vom Wochenende sind mindestens 560.000 Menschen direkt von der Katastrophe betroffen. Das seien 40 Prozent der Bevölkerung in der Erdbebenregion, unter ihnen 180.000 Kinder und Jugendliche, teilte UNICEF am Sonntag in Köln mit. Das UN-Kinderhilfswerk hat nach eigener Darstellung bislang Hilfsgüter für rund 250.000 Menschen ins Krisengebiet gebracht.

Ein Beben der Stärke 7,6 hatte am Mittwoch Padang erschüttert. Einen Tag später bebte die Erde erneut. Tausende Gebäude wurden in der 900.000 Einwohner zählenden Küstenstadt und in der Umgebung zerstört. Am Sonntag kam es zu weiteren Nachbeben auf Papua und Sulawesi.

Inzwischen erhalten die Rettungskräfte immer mehr Hilfe aus dem
Ausland: Ärzte, Sanitäter, Suchhunde-Teams und Hilfsgüter wurden eingeflogen. Die «Aktion Deutschland Hilft» (ADH) teilte mit, über 100 Helfer der angeschlossenen Organisationen von den Maltesern bis zur action medeor seien derzeit im Katastrophengebiet aktiv, darunter 13 Deutsche. Derzeit würden medizinische Notfall-Pakete an Krankenhäuser und mobile Ambulanzen verteilt. Weitere Pakete speziell für Familien enthielten Kochutensilien, Planen, Kleidung, Decken, Babywindeln und -pflegemittel.

Mehrere Teams erkunden laut ADH die bisher schwer zugänglichen Gebiete, um den Hilfsbedarf dort zu ermitteln. «Es sieht ganz schlimm aus», berichtete Nicole Derbinski vom Malteser Hilfsdienst auf Anfrage. Am dringendsten würden Notunterkünfte für die vielen tausend Obdachlosen gebraucht. «Die Menschen schlafen auf Matratzen unter freiem Himmel», so Derbinski. Auch für die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen gebe es kaum Unterkünfte. «Die meisten Hotels sind zerstört. Wir haben vergangene Nacht im Büro des Gouverneurs auf dem Fußboden geschlafen».

Die Notkliniken des Malteser Hilfsdienstes und seiner indonesischen Partnerorganisationen seien inzwischen in Betrieb, sagte Derbinski. Es gebe zwar wenig Schwerverletzte. Vor allem Kinder litten jedoch unter Atemwegserkrankungen, weil es in den ersten Nächten nach den Erdbeben geregnet habe. Ein großes Problem sei zudem die Nahrungsmittelversorgung.