In die honduranische Krise kommt Bewegung

Kirche im Konflikt

Vermitteln statt schweigen: Der honduranische Bischof Juan Jose Pineda Fasquelle überraschte den abgesetzten Präsidenten Manuel Zelaya mit einem Besuch in der brasilianischen Botschaft in Tegucigalpa. Dort ist Zelaya seit der Rückkehr in seine Heimat untergekommen. Im Gepäck hatte der Weihbischof aus der Hauptstadtdiözeseeine klare Botschaft.

Autor/in:
Tobias Käufer
 (DR)

"Es hat noch nie jemand gerne den ersten Schritt getan und sich aus der Deckung gewagt. Als Sohn dieses Landes und dieser Kirche habe ich mich entschlossen, die Verantwortung zu übernehmen und einen ersten Schritt zu tun, um die Türen für einen Dialog zu öffnen", zitiert das Internetportal der Tageszeitung "La Tribuna" ihn nach dem Treffen.

Die Zeitung spekulierte anschließend über ein geplantes Treffen des Bischofs mit dem honduranischen Interimspräsidenten Roberto Micheletti am heutigen Freitag (Ortszeit). Zelaya selbst führte wenig später erstmals Gespräche mit einem Vertreter der Interimsregierung Michelettis. Die Zeichen stehen also auf Dialog - damit soll ein Ende der Staatskrise erreicht werden. Ziel sei, "eine friedliche Lösung zu finden", sagte Zelaya "La Tribuna". Auch Micheletti zeigte sich gesprächsbereit und schlug den ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter als Vermittler vor.

Alleingang?
Die internationale Staatengemeinschaft hatte die Absetzung Zelayas vom 28. Juni verurteilt und seine Wiedereinsetzung verlangt. Der Ex-Präsident wollte mit einer Volksbefragung eine umstrittene Verfassungsänderung durchsetzen, die seine Wiederwahl ermöglicht hätte.

Ob Weihbischof Pineda mit seinem besuch in der Botschaft im Auftrag der Honduranischen Bischofskonferenz oder im Alleingang handelte, ist bislang unklar. Durch die katholische Kirche im Lande geht ein ebenso tiefer Riss wie durch die polarisierte Gesellschaft, die längst in zwei Lager gespalten ist. Neue Demonstrationen von Zelaya-Anhängern wie von dessen Gegnern dokumentierten am Donnerstag einmal mehr die politische Spaltung des Landes.

Zuvor hatte Zelaya in seiner Zufluchtsstätte, der brasilianischen Botschaft, gemeinsam mit dem katholischen Priester und prominenten Umweltaktivisten Andres Tamayo einen Gottesdienst gefeiert. Bilder von der schlichten Zeremonie zirkulierten nur wenige Minuten später im Internet-Netzwerk Facebook. Tamayo, der ursprünglich aus El Salvador stammt, hatte Medienberichten zufolge seine zweite, honduranische, Staatsbürgerschaft verloren, weil er sich an der Organisation von Demonstrationen für Zelaya beteiligt hatte. Zudem wurde er nach eigenen Angaben von seiner Pfarrei abberufen.

Kirche nicht einig in ihrem Kurs in der Krise
Offenbar ist sich die Kirche nicht einig in ihrem Kurs in der Krise. Auch innerhalb der Honduranischen Bischofskonferenz waren zuletzt kritische Stimmen zur offiziellen Haltung des Episkopats laut geworden: Bischof Luis Alfonso Santos Villeda griff in einem Interview jüngst die Position des prominenten honduranischen Kardinals Oscar Andres Rodriguez Maradiaga an: "Der Kardinal ist nicht die katholische Kirche", sagte Santos der Tageszeitung "La Prensa". Der Oberhirte von Copan legte später nach: Papst Benedikt XVI. habe nach seinen Informationen den Staatsstreich in Honduras verurteilt. Kardinal Rodriguez hatte die Art und Weise der Entmachtung Zelayas kritisiert, allerdings die Absetzung selbst als verfassungskonform bezeichnet.

Am Mittwoch war der Kardinal nach Angaben der Tageszeitung "La Tribuna" im Vatikan zu einem kurzen Treffen mit Benedikt XVI. zusammengekommen; über die Inhalte des Gespräches wurde allerdings bislang nichts bekannt. Der Papst habe Rodriguez ermuntert, für die Einheit des mittelamerikanischen Landes und den Frieden in Honduras zu beten, hieß es lediglich.