In New York tagt der UN-Klimagipfel

Countdown in Schneckentempo

In New York treffen heute mehr als 90 Staats- und Regierungschefs zu einer UN-Klimakonferenz zusammen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon will die Weichen für ein neues internationales Klimaabkommen stellen, das im Dezember vereinbart werden soll. Umweltschützer kritisierten vor der Konferenz, die Verhandlungen zur Begrenzung der Erderwärmung verliefen zu langsam.

 (DR)

"Die Verhandlungen für ein UN-Klimaabkommen gehen im Schneckentempo voran", erklärte die Organisation WWF am Montag in Berlin. Die Industriestaaten müssten nun die Führungsrolle auf dem Weg zum Klimaschutzprotokoll in Kopenhagen einnehmen. In der dänischen Hauptstadt soll im Dezember eine Übereinkunft über konkrete Ziele zur Minderung der Treibhausgase erreicht werden.

Bei dem eintägigen Gipfel am Hauptsitz der Vereinten Nationen kommen auf Einladung des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon mehr als 90
Staats- und Regierungschefs zusammen. Unter anderem sollen US-Präsident Barack Obama, der dänische Ministerpräsident Lars Lokke Rasmussen und die kenianische Friedensnobelpreisträgerin Wangari Mathaai sprechen. Auch Chinas Staatschef Hu Jintao, der neu gewählte japanische Ministerpräsident Yukio Hatoyama und der französische Präsident Nicolas Sarkozy werden erwartet.

Merkel nicht dabei
Greenpeace kritisierte das Fernbleiben von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): Sie schwäche damit die Bemühungen des UN-Generalssekretärs "um ein starkes Klimaschutzprotokoll in Kopenhagen". Die Entwicklungsorganisation Oxfam forderte Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) auf, von den Industriestaaten mehr Geld für die armen Länder zum Kampf gegen die Erderwärmung einzufordern. Die Entwicklungsländer benötigten bis zum Jahr 2020 weitere 100 Milliarden US-Dollar jährlich, um gegen Ernteausfälle infolge von Trockenheit und Überschwemmungen vorzugehen. Deutschland soll laut WWF jährlich sieben Milliarden Euro dafür zur Verfügung stellen.

Gabriel äußerte die Hoffnung, aus New York werde der entscheidende politische Impuls für die internationalen Klimaverhandlungen kommen.
Der Minister forderte von den Industrieländern, sich zu einer konsequenten Minderung der Treibhausgase zu verpflichten: "Insbesondere die USA und Russland sollten ihre Angebote nachbessern."

Hinweis an G-20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs
Die Klima-Allianz wies auf den G-20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am 24. und 25. September im amerikanischen Pittsburgh hin: Dort solle "ein gemeinsames Bekenntnis für ein umfassendes und ambitioniertes Kopenhagen-Abkommen" erfolgen. Zudem müssten die Industriestaaten einen konkreten Zeitplan entwickeln, "um weltweit aus den milliardenschweren Subventionen für fossile Energieträger" wie Kohle und Erdgas auszusteigen.

Auf der Generaldebatte der UN-Vollversammlung von Mittwoch bis Samstag sowie vom 28. bis 30. September in New York sind die Schritte der Weltgemeinschaft gegen den Klimawandel ein Hauptthema. Für die Erderwärmung werden Kohlendioxid und andere Treibhausgase verantwortlich gemacht.