Mixa gegen sofortigen Rückzug deutscher Truppen aus Afghanistan

Gefahr einer Sintflut

Der katholische Militärbischof Walter Mixa hat sich gegen einen sofortigen Rückzug deutscher Truppen aus Afghanistan ausgesprochen. Sonst bestünde die Gefahr, dass alles, was mühsam aufgebaut worden sei, innerhalb kürzester Zeit wieder verschwinde, so Mixa, der auch Bischof von Augsburg ist. Er äußerte sich bei der 49. Woche der Begegnung der Katholischen Militärseelsorge.

 (DR)

"Es ist unseren Soldaten in den letzten Jahren gelungen, mehr für die afghanische Bevölkerung an richtig verstandener Freiheit und Sicherheit im Zusammenleben der Menschen zu ermöglichen", sagte Mixa am Mittwoch in Hamburg.

Mixa zeigte sich tief erschüttert über den Luftangriff in Kundus, der von der Bundeswehr initiiert worden war. Es sei traurig um jedes einzelne Todesopfer. Trotz solcher Ereignisse wäre ein sofortiger Rückzug jedoch «verantwortungslos». Der Bischof stellte die Frage, ob man auch anders hätte vorgehen können oder der Luftangriff notwendig gewesen sei zum Schutz der Soldaten und der ihnen anvertrauten Menschen. Er wolle jedoch nicht urteilen und etwa dem Oberst, der den Befehl gab, die Schuld geben. Zunächst müssten die Ergebnisse der Untersuchungen abgewartet werden, betonte Mixa.

Er äußerte die Sorge, dass sich Terrororganisationen wie die Taliban die Situation zunutze machen könnten, indem sie versuchten, die Zivilbevölkerung auf ihre Seite zu ziehen. Solche Aktionen stünden jedoch im Gegensatz zum Friedenswillen des Großteils der afghanischen Bevölkerung, betonte der Militärbischof.

Sollte nach diesem «schrecklichen Vorfall» im Militärbündnis die Entscheidung für einen Rückzug aller beteiligten Nationalitäten fallen, würden sich deutsche Soldaten selbstverständlich an diese Entscheidung halten, so Mixa. «Aber lässt man damit nicht das, was bisher aufgebaut und an Sicherheit erreicht worden ist, einfach so stehen und sagt, die Sintflut, die nach uns kommt, interessiert uns nicht mehr?», gab der Bischof zu bedenken.