Der senegalesische Sternsingerbus in Köln

Farbenfroh und inhaltsstark

Vor Kurzem noch als Taxi im Senegal unterwegs, tourt ein bunter Bus gerade durch Deutschland. In allen Bistümern informiert er über Beispielland des Dreikönigssingens. Am Montag war Station in Köln. Winfried Pilz, Präsident des Kindermissionswerks, im domradio-Interview über die Aktion.

 (DR)

domradio: Herr Pilz, wie ist denn die Stimmung im Bus?
Pilz: Gerade war eine Schülergruppe aus Köln-Longerich da, die den Bus sofort "besetzt" hat. Die Kinder sind in und auf den Bus geklettert - im Senegal ist beides üblich. Da fahren die Menschen auf den Trittbrettern mit und auf dem Bus. So war es also auch hier in Köln gleich ganz echt. Außer dass die Kinder statt eines Sternsingerliedes "Kölle Alaaf" gesungen haben.

domradio: Was gibt es im Bus zu entdecken?
Pilz: Die Kinder sehen erstmal einen wirklich fantastisch bunt bemalten Bus, wie es auch oft in Afrika vorkommt, gerade in den ärmsten Regionen, wo die Menschen ihre Fantasie einsetzen, um ihr Leben dann doch bunter zu machen. Und so ist der Bus aus einem Wrack wieder flott gemacht worden von den Menschen in Afrika, wurde mit dem Schiff nach Europa gebracht und erfreut hier jetzt die Kinder. Sie selber können um den Bus herum Einiges ausprobieren, was die Menschen in Afrika tun: zum Beispiel Hirse stampfen oder auf dem Kopf Wasser balancieren. Und sie können vor allen Dingen kleine Zettel beschriften mit Fürbitten, Gedanken und Wünschen. Die werden dann im Bus befestigt. Wir hoffen, dass wir sie am 6. Januar dem Bundespräsidenten überreichen und mit dem Bus vor dem Schloss Bellevue starten können.

domradio: Das Leitwort der diesjährigen Aktion lautet „Kinder finden neue Wege". Beispielland diesen Jahres ist der Senegal. Was soll mit diesem Motto deutlich gemacht werden?
Pilz: Das Motto ist natürlich offen wie ein Doppelpunkt. Da fragen wir alle, was sind das für neue Wege? Und wir haben im ersten Anlauf einmal versucht, den Kindern hier in Deutschland nahezubringen, welche Wege die Kinder im Senegal gehen müssen. Zum Beispiel fünf Kilometer weit weg Wasser holen. Oder, um die Mutter wiederzusehen in der Stadt, eine ganze Tagesreise. Was die Kinder hier für neue Wege finden werden, das müssen wir sehen. Es ist aber das Grundvertrauen, das mit der Aktion verbunden ist: Dass Kinder von sich aus sehr kreativ sind, Ideen haben und umsetzen - das erleben wir ständig immer wieder.

domradio: Ein senegalesischer Bus auf Tour durch Deutschland. Warum ist gerade ein Bus das Symbol der diesjährigen Sternsingeraktion?
Pilz: Es ist ein sehr typisches Phänomen aus dem Land, nicht nur aus dem Senegal: auch in Pakistan, Kenia oder Tansania kann man das erleben. Er springt ins Auge. Und unsere Mitarbeitenden, die dort die Projekte besucht haben, auch das Kamerateam, das da war - beide sind einfach darauf gestoßen und haben gesagt: Wenn wir etwas mitbringen, dann einen Bus.

domradio: Der Bus wird noch bis Mitte Januar in 75 Orten in ganz Deutschland besuchen. Welche Aktionen finden in den Städten und Gemeinden statt, in denen der bunte Bus Halt macht?
Pilz: Zunächst einmal: Es werden noch mehr Orte sein, es kommen immer noch neue Anfragen. Wir haben einen sehr flotten Schreiner hier aus Köln, der schon lange in der Eine-Welt-Arbeit aktiv ist, der seine Firma mal ein paar Monate zumachen konnte und den Bus begleiten kann. Der ist gleichzeitig ein toller Sänger mit der Gitarre vorm Bauch, der ist technisch begabt und hat eine unglaublich gute Art die Kinder zu motivieren.

Hintergrund
Die Aktion wird am 29. Dezember in Hamburg bundesweit eröffnet und gilt als weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Träger der Aktion sind das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). In den Tagen vor und nach dem Dreikönigsfest am 6. Januar ziehen Mädchen und Jungen verkleidet als die Heiligen Drei Könige mit einem Stern von Haus zu Haus, um Spenden für notleidende Kinder in Afrika, Asien, Lateinamerika, Ozeanien und Osteuropa zu sammeln. Dabei kamen bislang insgesamt nach Angaben der Organisatoren über 690 Millionen Euro zusammen. Damit seien mehr als 56.300 Projekte und Hilfsprogramme unterstützt worden. In den vergangenen Jahren hatten sich jeweils rund 500.000 Kinder an der Aktion beteiligt.

Zum Leitwort der diesmaligen Aktion erläuterte das Kindermissionswerk, damit wollten die Sternsinger darauf aufmerksam machen, dass Mädchen und Jungen in vielen Ländern mit eigenen Lebensperspektiven immer auch die Zukunft ihres Landes gestalteten. Gerade in der sogenannten Dritten Welt machten sich Kinder und Jugendliche täglich neu auf den Weg, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.