Papsttreue Katholiken sehen in Muslimen "natürliche Verbündete"

Freude am Glauben-Kongress

Das konservative "Forum Deutscher Katholiken" bemüht sich um den gesellschaftspolitischen Schulterschluss mit Andersgläubigen. Der vom Forum in Aschaffenburg veranstaltete Kongress "Freude am Glauben" würdigte die Muslime am Wochenende in einer Resolution als "natürliche Verbündete" im Kampf gegen eine "Kultur des Todes". Dazu zählten internationale Geburtenkontrolle, Abtreibung und Gender-Ideologie. Christen und Muslime müssten sich gemeinsam Herausforderungen stellen, "die eine gottferne Zeit uns aufgibt".

 (DR)

Nicht die Stärke des Islam sei die gefährlichste Bedrohung Europas, sondern die «systematische Verdrängung des christlichen Glaubens aus der Politik und dem öffentlichen Leben, die zu einer geistigen Immunschwäche Europas führt», heißt es weiter. Der sich in Westeuropa ausbreitende Islam sei für Christen eine «positive Provokation», sich auf den eigenen Glauben zu besinnen. Nötig sei ein respektvoller Dialog. Die Muslime hätten ein Recht auf freie Religionsausübung, genauso wie die Christen in islamischen Ländern.
Bedrohte ausländische Konvertiten dürften nicht abgeschoben werden.

«Die Muslime müssen es ertragen, dass sie selber kritisch hinterfragt werden, wie ja auch sie das Christentum und die westliche Liberalität kritisieren dürfen», so die Resolution. Auch hätten sie das Recht, «echte Christen kennenzulernen». Wenn sich aber hinter der Toleranz gegenüber dem Islam Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit oder Furcht versteckten, würden die falschen Kräfte in der «vielschichtigen islamischen Bewegung» gestärkt.

Bei dem Kongress kamen auch prominente konservative Protestanten zu Wort. Der Generalsekretär der Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, warb für eine Aufwertung der traditionellen Mutterrolle. Mütter hätten «das wichtigste Amt in der Gesellschaft». Vor allem in Lebensschutzfragen brauche der organisierte Protestantismus in Deutschland «katholische Schützenhilfe». Er freue sich schon auf den Tag, an dem die Deutsche Bischofskonferenz die EKD auffordere, in ihren Schwangerenberatungsstellen keine Scheine mehr für einen straffreien Abbruch auszustellen.

Der Vorsitzende der evangelikalen Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis, Andreas Späth, kritisierte, dass sich katholische Bischöfe zu intensiv mit ihren evangelischen Kolleginnen und Kollegen austauschten, obwohl diese bisweilen zweifelhafte Positionen verträten, etwa zu den Rechten Homosexueller. In einer weiteren Resolution sprach sich der Kongress gegen ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare aus. Die Deutsche Bischofskonferenz wurde aufgefordert, einen Menschenrechtsbeauftragten für Deutschland zu bestellen.

An dem Treffen nahmen nach Angaben der Veranstalter zeitweise oder dauerhaft bis zu 1.700 Menschen teil, darunter mehrere Bischöfe und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, der den Abschlussgottesdienst hielt. Der nächste Kongress findet Ende August 2010 wieder in Fulda statt. Das im Jahr 2000 gegründete Forum versteht sich als lockerer Zusammenschluss «papst- und kirchentreuer» Katholiken und sitzt im bayerischen Kaufering.